Klosterplatz • D-03046 Cottbus
Die Cottbuser Klosterkirche – auch „Wendische Kirche“ genannt – ist das älteste Gotteshaus der Stadt. Sie ist Rest eines ehemaligen Franziskanerklosters und wurde zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert als gotischer Backsteinbau errichtet. Die Klosterkirche birgt ein wichtiges Denkmal der Stadtgeschichte: die Grabplatte des Stadtgründers mit dem Krebs, das heute noch gültige Wappentier. Seit dem 1. Oktober 1998 gibt es die neue Evangelische Klosterkirchengemeinde Cottbus. Unter dem alten Namen haben sich vier ehemals selbständige Cottbuser Kirchengemeinden zu einer größeren Einheit zusammengeschlossen, der jetzt etwas mehr als 5000 Gemeindeglieder angehören.
Es gibt Hinweise darauf, dass es bereits im 16. Jahrhundert eine Orgel in der Klosterkirche gegeben hat, über die aber keine genaueren Informationen bekannt sind.
Die heutige Orgel wurde 1908 als Opus 1019 von Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder gebaut. Ihre 24 Register verteilen sich auf zwei Manuale (Haupt- und Schwellwerk) und Pedal. Spiel- und Registertraktur sind pneumatisch. Das Instrument steht in einem neobarocken Gehäuse auf der Westempore und ist bis heute zum überwiegenden Teil original erhalten. 1917 wurden außer den Kirchenglocken auch die Prospektpfeifen der Klosterkirchen-Orgel zu Kriegszwecken beschlagnahmt und eingeschmolzen. Der Sorauer Orgelbauer Gustav Heinze setzte 1922 dafür Prospektpfeifen aus Zink ein. Ebenso baute er die Crescendowalze ein und erneuerte die Registerschalter im Spieltisch. 1958 wurden die Schwellwerksjalousien ausgebaut. Umfangreichere Reparaturen hat die Orgel jedoch nicht erfahren. Selbst Verschleißteile wie die Membranen sind nie vollständig ausgewechselt worden und hatten ihre theoretische Lebensdauer von etwa 50 Jahren längst überschritten.
Im Juni 2000 begannen die Restaurierungsarbeiten, die von der Firma Christian Scheffler durchgeführt wurden. Dabei wurde auch das Schwellwerk wieder mit Jalousien versehen und ein neues Gebläse eingebaut. Nicht zuletzt erfolgte eine Neuintonation und Stimmung aller Register. Es bleibt noch die Restaurierung des Prospektes. Sie ist geplant, wird jedoch später erfolgen.
Der Spieltisch ist mittig vor das Orgelgehäuse gebaut. Die Registerschalter befinden sich in einer Reihe über dem zweiten Manual und rasten bei Einschaltung ein; zum Ausschalten muss das hinter dem jeweiligen Schalter befindliche Metallplättchen gedrückt werden, dann rastet der Registerschalter wieder aus. Die Druckschalter für die Koppeln und die festen Kombinationen befinden sich unter dem ersten Manual; neben jedem Schalter ist ein Auslöserknopf angebracht. Für die Füße sind der Tutti-Tritt zum Einhaken, der Rollschweller-Abschalter (ebenfalls zum Einhaken), die Walze und der Balanciertritt für den Jalousieschweller (Schwelltritt nach oben = Jalousien zu) vorhanden.
Die Orgel ist klanglich sehr ausgewogen, kräftig, aber keinesfalls aggressiv. Besonders klangschön sind die kräftig intonierten Streicherstimmen.
I. Hauptwerk C – f³ |
II. Schwellwerk C – f³ |
Pedal C – d¹ |
6 Gemshorn 8’ 7 Flûte 8’ 8 Gamba 8’ 9 Principal 8’ 10 Bordun 16’ 11 Rohrflöte 4’ 12 Octave 4’ 13 Rausch Quinte 22/3’ 2’ 14 Cornett 3-4 fach 15 Trompete 8’ II z. I Man. |
16 Voix Céleste 8’ 17 Aeoline 8’ 18 Rohrflöte 8’ 19 Geigenprincipal 8’ 20 Liebl. Gedeckt 16’ 21 Traversflöte 4’ 22 Fugara 4’ 23 Nasard 22/3’ 24 Flautino 2’ |
5 Subbass 16’ 4 Violon 16’ 3 Bassflöte 8’ 2 Octave 8’ 1 Posaune 16’ II z. Ped. I z. Ped. |
Spielhilfen |
Feste Kombinationen: Piano, Mezzof., Forte Tutti Rollschweller (mit: Rollschweller ab; Crescendouhr) Jalousieschweller |
© Gabriel Isenberg, 2009
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© Dr. Gabriel Isenberg, 2023