Ransbach, St. Markus

Orgel von Fischer + Krämer (Endingen), 1987.


© Orgelbau Fischer + Krämer (mit freundlicher Genehmigung)
© Orgelbau Fischer + Krämer (mit freundlicher Genehmigung)

In der alten katholischen Pfarrkirche von Ransbach – einem barocken Saalbau von 1719 mit romanischem Westturm – wurde 1811 die erste Orgel aufgestellt. Es war ein Werk mit 12 Registern, das man für 434 Gulden bei einem Orgelbauer aus Elz bestellt hatte. Das offenbar minderwertige und innerhalb kurzer Zeit nicht spielbare Intrument erfuhr 1817 eine umfassende Wiederherstellung durch den Orgelbauer Christian Ernst Schöler aus Bad Ems, bei der eine neue Windlade und einige neue Register eingebaut wurden, darunter u. a. zwei Pedalstimmen.

Doch auch diese Arbeit versetzte die Orgel nicht dauerhaft in einen zufriedenstellenden Zustand; schon bald gab es wieder Klagen über den schlechten Zustand, zwischenzeitlich hieß es, die Orgel habe „jahrelang in Trümmern“ gelegen. Der am 15. Dezember 1839 mit Friedrich Voigt aus Igstadt geschlossene Vertrag zum Bau einer neuen Orgel wurde aufgrund der fehlenden Genehmigung der herzoglichen Landesregierung nicht ausgeführt. Schließlich kam es 1848 endlich zum Bau einer gänzlich neuen Orgel, erbaut von den Gebr. Weil aus Neuwied mit 14 Registern auf zwei Manualen und Pedal. In den 1930er Jahren wurde die Orgel mit einem elektrischen Gebläsemotor ausgestattet und durch die Orgelbauwerkstatt Christian Gerhardt & Söhne (Boppard) im Rahmen einer Instandsetzung auf der Emporen nach hinten versetzt.

1952 wurde die neue St.-Markus-Kirche eingeweiht; die alte Kirche wurde, da sie für die stark angewachsene Gemeinde zu klein war, an die evangelische Kirchengemeinde abgegeben. Die alte Orgel wurde zunächst von Eduard Wagenbach in die neue St.-Markus-Kirche versetzt, war aber von ihrer Größe für den neuen Raum völlig unzureichend. (Die evangelische Gemeinde schaffte für die alte Kirche 1968 eine kleine 6-Register-Orgel von der Fa. Förster & Nicolaus an.)

Am 13. Februar 1955 wurde eine neue, große Orgel aus der Kölner Orgelbauwerkstatt Walter Seifert mit 44 Registern auf drei Manualen und Pedal mit elektrischen Taschenladen eingeweiht. Sie stand auf der seitlichen Empore über dem Eingang zur Krypta. Bei der Planung war der Kölner Domorganist Prof. Josef Zimmermann maßgeblich beteiligt, der auch das Einweihungskonzert spielte. Seit den 1970er Jahren machte sich die geringe technische Qualität der Nachkriegsorgel bemerkbar, als immer häufiger Funktionsaussetzer auftraten. So entschied sich die Gemeinde zu einem Orgelneubau an einem akustisch günstigeren Standort auf der Empore im Westen. Noch während der Planungen zum Bau der neuen Orgel wurde die alte Orgel durch einen Kirchenbrand am 12. Oktober 1986 stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Abfindung der Versicherung wurde eingesetzt, um die Orgelempore neu zu erbauen und die neue Orgel mit dem Quintbaß 5 1/3' als zusätzliches Register auszustatten. Nachdem die Seifert-Orgel jahrzehntelang mehr oder weniger ungenutzt Bestand hatte, wurde sie 2019 entfernt.

Auf der neuen Emporen baute die Orgelbauwerkstatt Fischer + Krämer aus Endingen 1987 eine neue Orgel. Die Weihe fand am Pfingstsamstag, den 6. Juni 1987 statt. Die Disposition der Orgel mit zwei Manualwerken und einem Koppelmanual ist so angelegt, dass ein möglichst breites Spektrum der Orgelliteratur dargestellt werden kann. Das geschwungene Eichengehäuse ist mit zwölf Prospektfeldern gegliedert. Davon gehören die mittleren acht zum vorgesetzten Hauptwerksgehäuse, in dessen Unterbau der Spielschrank eingebaut ist. Hinter dem Stimmgang steht das Gehäuse für das (vom Hauptwerk verdeckte) Schwellwerk und die beiden seitlichen Pedaltürme (jeweils mit zwei Prospektfeldern). Die Registerzüge mit eckigen Zugknäufen sind in einer Reihe über dem dritten Manual angeordnet. Als Fußtritte sind die mit den Handzügen korrespondierenden Pedalkoppeln vorhanden sowie die Spielhilfstritte Zungen ab, Tutti und Nulltaster. Rechts neben dem Schwelltritt sind die Kombinationstritte A bis E angebracht; zum Einspeichern wird der Tritt nach oben geschoben, zum Abrufen der Registerkombination nach unten getreten.

2021 erfolgte eine Reinigung, Schimmelbeseitigung und Generalüberholung mit Erneuerung der Elektrik durch Michael Stumpf Orgelbau (Bad Kissingen).

I. KOPPELMANUAL | C–g³

[III und II an I]

II. HAUPTWERK | C–g³

Bourdon 16’

Praestant 8’

Holzgedeckt 8’

Octave 4’

lockflöte 4’

Quinte 2 2/3’

Octave 2’

Mixtur 1 1/3’

Cornet 8’

Trompete 8’

III. SCHWELLWERK | C–g³

Flûte harm. 8’

Rohrgedeckt 8’

Voix celeste 8’

Principal 4’

Flûte octav. 4’

Nasard 2 2/3’

Flageolet 2’

Terz 1 3/5’

Siflet 1’

Cornetzug

Fourniture 2’

Basson 16’

Hautbois 8’

Chalumeau 4’

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Subbaß 16’

Principalbaß 8’

Flötgedeckt 8’

Quintbaß 5 1/3’

Nachthorn 4’

Hintersatz 2 2/3’

Bombarde 16’

Trompete 8’

Koppel III–P

Koppel II–P


Fünffacher mechanischer Setzer (A bis E), Z. ab [Zungenabsteller], TT [Tutti], 0 [Nulltaster].

Mechanische Schleiflade mit pneumatischen Schleifenzuagapparaten (Fa. Eisenschmid).

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D-56235 Ransbach-Baumbach | Rheinstraße 30


Quellen und Literatur: Jürgen Rodeland, Die Orgelbauwerkstatt Schöler in Bad Ems. Ein Beitrag zur rheinischen Orgelgeschichte, München-Salzburg 1991, S. 147f ⋄ Die Orgeln von St. Markus Ransbach-Baumbach. Festschrift zur Einweihung der neuen Orgel am 6. Juni 1987, Ransbach-Baumbach 1987 [darin u. a. der ausführliche Beitrag „Geschichte der Orgeln von St. Markus“ von Dr. Franz Baaden] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 137 | Diese Orgel habe ich am 06.09.2001 besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 05.09.2023.