Odenkirchen, St. Laurentius

Orgel von Richard Rensch (Lauffen/Neckar), 1997.


Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)
Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)

Nach dem Ende jahrhundertelanger Konfessionsstreitigkeiten erhielt die alte, vermutlich bereits aus dem 10. Jahrhundert stammende Laurentius-Kirche in Odenkirchen 1754 eine Orgel von dem Orgelbauer Theodor Gilman aus Kornelimünster mit 13 Registern. Diese wurde 1873 durch die Aachener Orgelbau-Anstalt C. Wendt & Heinrichs für 279 Rthl. erweitert und mit einem neuen Gebläse versehen, danach hatte sie „14 Register in 17 Zügen“ auf zwei Manualen.

1889–91 entstand die neue Pfarrkirche St. Laurentius, nach Plänen des Straßburger Dombaumeisters Franz Schmitz im neoromanischen Stil erbaut. Die alte Orgel wurde zunächst in die neue Kirche übertragen. Erst 1932 kam es zum Bau einer neuen, größeren Orgel – als Geschenk anlässlich des Goldenen Priesterjubiläums von Pfr. Msgr. Heinrich von der Helm. Das neue Werk von Johannes Klais Orgelbau (Köln) verfügte über 43 Register auf drei Manualen und Pedal und hatte einen offenen Prospekt. 1949 und 1972 erfolgten massive Umbauten an der Klais-Orgel, u. a. wurde das ursprünglich in der Emporenbrüstung angebrachte Rückpositiv an beiden Seiten des Hauptwerks geteilt aufgestellt.

Seit 1980 gab es Überlegungen, das durch die Umbauten klanglich wie technisch zunehmend unbefriedigende Instrument zu ersetzen. Im Rahmen der umfangreichen Kirchenrenovierungsarbeiten in den 1990er Jahren wurden die Pläne verwirklicht. Begleitet durch den Orgelsachverständigen des Bistums Aachen, Viktor Scholz, entstand eine große Orgel im französisch-symphonischen Stil, die von der Orgelbauwerkstätte Richard Rensch aus Lauffen am Neckar erbaut und am 23. November 1997 geweiht wurde. Die von der Kantorin Stephanie Borkenfeld-Müllers entworfene Disposition orientiert sich an den großen französischen Vorbildern um Aristide Cavaillé-Coll. Die Trakturen sind vollmechanisch ausgeführt, die Appels des Anches kommen dem symphonischen Konzept des Instruments als Registrierhilfen zugute.

Hinter dem Prospekt, der durch bunte Leisten, goldene Kugeln und etliche, an der Orgel „krabbelnde“ Männchen (geschnitzt von dem Orgelbauer und Künstler Jürgen Schreiber) aufgelockert ist, stehen im oberen Bereich Hauptwerk, an den Seiten das Pedalwerk und an der Rückseite das Récit (mit seitlich und nach vorne öffnenden Jalousien) und darunter das ebenfalls schwellbare Solowerk (der als Spiegelprospekt gestaltete Préstant steht nicht im Schweller). Die Spielanlage ist zentral in das Hauptgehäuse eingebaut, die Züge sind nach Registerfamilien angeordnet, die Koppeln als Züge in die Klaviaturbacken eingelassen. Die Windversorgung erfolgt über eine großzügige Balganlage im Turmraum mit acht Magazinbälgen (Vorbalg, G.O. Bass und Diskant, Réc. Bass und Diskant, Solo, Ped. Labial und Zungen).

2021 fand eine Reinigung und Generalrevision durch die Erbauerfirma statt.

I. GRAND ORGUE | C–g³

Bourdon 16’

Montre 8’

Flûte harmonique 8’

Bourdon 8’

Salicional 8’

Préstant 4’

Flûte douce 4’

Nazard harmonique 2 2/3’

Octavin 2’

Cornet V [ab c¹]

Plein Jeu V 2’

Grosse Mixture [III–IV 4']

Bombarde 16’

Trompette 8’

Koppel III–I

Koppel III–I 16'

Koppel II–I

II. SOLO EXPRESSIF | C–g³

Bourdon 8’

Montre 4’

Flûte octaviante 4’

Piccolo 2’

Sesquialtera II

Cymbale III 1’

Voix humaine 8’

Cromorne 8’

Tremblant [doux] Solo

Koppel III–II

III. RÉCIT EXPRESSIF | C–g³

Cor de Nuit 8’

Viole de Gambe 8’

Voix céleste 8’ [ab cº]

Préstant 4’

Flûte traversière 4’

Nazard 2 2/3’

Doublette 2’

Tierce 1 3/5’

Basson 16’

Trompette harmonique 8’

Basson-Hautbois 8’

Clairon harmonique 4’

Tremblant Récit

PEDALE | C–f¹

Flûte ouverte 16’

Soubasse 16’

Basse 8’

Chant de Laurent [= Flûte] 4’

Bombarde 16’

Trompette 8’

Koppel III–P

Koppel II–P

Koppel I–P


Appels des Anches (als Fußtitte werkweise: an/ab).

Mechanische Schleiflade

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

D-41199 Mönchengladbach-Odenkirchen | Laurentiusplatz 9


Quellen und Literatur: Rensch-Orgel Pfarrkirche St. Laurentius Mönchengladbach-Odenkirchen [Festschrift zur Orgelweihe], Mönchengladbach 1997 ⋄ Beiheft zur CD „Rendezvous romantique“ mit Stephanie Borkenfeld-Müllers (Rensch Orgelbau, 1999) ⋄ Heinz-Josef Clemens / Udo Witt, Lebendige Orgellandschaft am linken Niederrhein, Mönchengladbach 2021, S. 122–125 und S. 139 ⋄ Philipp Klais, Hans Klais (1890–1965): Werkgerechter Prospektentwurf zwischen Orgelbewegung und moderner Architektur, in: Aspekte der Orgelbewegung (hrsg. von Alfred Reichling in memoriam Wolfgang Adelung), Kassel 1995, S. 219–262, hier S. 236 und 238

 

Nr. 63 | Diese Orgel habe ich am 09.08.1999 im Rahmen meiner ersten Ruhrgebiets-Orgeltour besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 29.07.2023.