Orgel von Josef Grafenauer (Egg), 1868.
Der auffällige Bau der Villacher Stadtpfarr- und Wallfahrtskirche Heiligenkreuz (St. Peter) liegt an der Peraustraße direkt an der Drau. Diese spätbarocke Kirche mit Doppelturmfassade und zentralem Kuppelraum wurde 1726–38 nach einem Entwurf von Hans Eder erbaut, 1744 vollendet und 1751 geweiht. Die Vorgängerkirche St. Peter wurde 1809 abgebrochen. Die Einrichtung der sog. Perauer Kirche stammt einheitlich aus der Bauzeit.
Schon vor 1865 war eine Orgel in der Perauer Kirche vorhanden: Um 1750 erbaute Elias Protzer (Villach) eine kleine Orgel, die um ein Pedal erweitert seit 1866 in der katholischen Kirche Weißbriach steht. Der Vertrag für den Bau der heutigen Orgel mit 14 Registern wurde am 23. März 1865 zwischen dem Orgelbauer Josef Grafenauer im Gailtal und der Pfarrgemeinde St. Peter geschlossen. Der Bau wurde offenbar 1868 fertiggestellt. Grafenauer reinigte und stimmte die Orgel 1876 und fügte ein fünfzehntes Register hinzu (wahrscheinlich Salicional 8’).
Im Jahr 1906 wurde die Orgel einer gründlichen Reparatur durch Franz Grafenauer unterzogen. Bei der Gelegenheit wurde auch ein neuer Spieltisch gebaut, der nun frei vor der Orgel stand und dem Organisten den Blick ins Kirchenschiff ermöglichte. Außerdem fügte Grafenauer eine neue Pedalwindlade mit zwei Registern hinzu, was auch den Neubau eines Gebläses erforderte (vorher war das Pedal vermutlich nur angehängt).
Nachdem die Orgel nahezu unspielbar war, fand 1967 eine Instandsetzung durch Rudolf Novak aus Klagenfurt statt. Dabei wurde auch die Gebläseanlage elektrifiziert. Auf diese Arbeit geht auch die „aufhellende“ Umdisponierung des II. Manuals zurück.
Angestoßen durch Gabriel Isenberg führte die Orgelbauwerkstatt Bernhard Ottitsch in Reßnig bei Ferlach im Jahr 2003 eine Restaurierung der Grafenauer-Orgel durch, bei der u. a. die Veränderungen von 1967 rückgängig gemacht wurden und die Orgel einen neuen Zinnprospekt erhielt.
Die Windladen des Hauptwerks stehen hinter dem dreiachsigen Pfeifenprospekt; im Untergehäuse ist das zweite Manualwerk untergebracht, das durch kleine Öffnungen in der Gehäusefront klanglich in das Kirchenschiff spricht. Die nachträglich hinzugefügte Pedalwindlade steht auf der Höhe des Hauptwerks frei hinter dem Gehäuse. Dahinter ist die große Balganlage untergebracht, die auch mechanisch bedient werden kann. Der Spieltisch steht frei vor der Orgel. Die Manualregister-Züge sind in einer Reihe über dem Obermanual angeordnet. In die beiden Klaviaturbacken des Untermanuals sind die Schieber für die Pedalregister eingelassen. Die Windladen sind als Schleifladen gebaut, die Trakturen vollmechanisch.
I. MANUAL | C–c³
Bordun 16’
Principal 8’
Flöte 8’
Salicional 8’
Octave 4’
Rohrflöte 4’
Dolce 4’
Octave 2’
Quinte 3’
Mixtur 3f. [1 1/3’]
Man.Koppel
II. MANUAL | C–c³
Fugara 8’
Gedeckt 8’
Principal 4’
Octave 2’
Quinte 1 1/3’ *
* 1967 bis 2003: Zimbel 2f. 1’.
PEDAL | C–fº
Subbass 16’
Octavbass 8’
[feste Koppel zum I. Manual]
Mechanische Schleiflade.
A-9500 Villach | Ecke Ossiacher Zeile / Peraustraße
Quellen und Literatur: Orgelakten im Pfarrarchiv Heiligenkreuz in Villach; Auskünfte von Pfr. Siegfried Kutta ⋄ Eigener Befund.
Nr. 132 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 08.08.2001 besucht; nach der Restaurierung erneut am 22.08.2004.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 16.11.2024.
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