Limburg, Dom St. Georg

Domplatz • D-65549 Limburg/Lahn


Kirche

Der mächtige siebentürmige Limburger Dom ist eines der bekanntesten Bauwerke Deutschlands. Er zierte deshalb auch die Rückseite der alten Tausendmarkscheine. Innerhalb der Burganlage auf dem Domberg wurde das St.-Georgs-Stift 910 von Gaugraf Konrad Kurzbold gegründet. Dessen Kirche stand vermutlich an der Stelle des heutigen Domes. Ein zweiter Bau der Kirche ist wahrscheinlich um das Jahr 1000 entstanden. Ein 1206 begonnener und 1235 geweihter Bau entsprach bereits weitgehend der heutigen Gestalt der späteren Bischofskirche. In großartiger Weise sind französische Frühgotik und rheinische Spätromanik in eigenständiger Formensprache vereint. Im 30-jährigen Krieg wurde der Dom beschädigt und verwüstet. 1749 begann die Umgestaltung des Kircheninneren im Stil des Spätbarocks. 1840 wurde das Dominnere im Geiste des Klassizismus renoviert. Von 1871 bis 1873 erfolgte eine Restaurierung im historischen Sinn. 1934-35 wurde das Dominnere abermals restauriert. In der Nachkriegszeit machten sich am Domäußeren starke Bauschäden bemerkbar. Von 1967-73 wurde das Äußere rekonstruiert und die farbige Fassung mit Originalfarben erneuert. Von 1974-91 wurde das Innere des Doms mit wertvoller Befunddokumentation restauriert.

Orgel

Die erste Erwähnung einer Orgel im Jahre 1331 gehört zu den frühesten Nachweisen dieses Instrumententyps in Hessen. Im Jahre 1471 ist eine Orgelreparatur eines Werkes mit 13 Registern nachgewiesen (Orgel aus Wißbach?). Vertraglich belegt ist ein größerer Umbau 1581 durch Johannes Scholl (Köln). Durch Johann Christian Köhler (Frankfurt) erhielt der Dom 1750/ 52 eine neue Orgel (III+P/36). 1773 wurde das Werk durch den Organisten Harras aus Koblenz repariert, was allerdings der Orgel eher schadete. Im Zuge der „Purifizierung“ des Doms erhielt die Köhler-Orgel 1877 ein neues Gehäuse, innerhalb dessen auch das ehemalige Rückpositiv untergebracht wurde; Bälge, Windladen und Pfeifen wurden weitgehend übernommen.

In das Gehäuse von 1877 baute Johannes Klais 1912 ein neues Instrument mit III+P/45. Diese Orgel wurde 1935 durch Klais umgebaut und erweitert auf IV+P/54. Die Orgel stand nun aufgeteilt in den seitlichen Turmhallen, war daher vom Kirchenschiff aus nicht sichtbar.

Da diese Orgel sich auf die Dauer nur als unzureichend für das musikalische Wirken in einer Domkirche erwies, fiel der Entschluss zu einem Neubau. Ein Teil des Pfeifenwerks und der Windladen gelangten nach St. Pankratius in Oberhausen-Oserfeld. Die neue Orgel, die abermals aus der Bonner Werkstatt Johannes Klais stammt, konnte zu Pfingsten 1978 eingeweiht werden. Die Register Wienerflöte 8’ und Hohlflöte 4’ von 1912 im Hauptwerk wurden wiederverwendet. Der Entwurf des Gehäuses stammt von Josef Schäfer.

Der flügelartig weit ausgestreckte Prospekt ruht lediglich auf sechs Rundstahlstützen, durch die der Wind von der rechten Seitenempore zugeführt wird. Die Traktur wird hinter einer Glaswand vom Spieltisch in das Gehäuse geführt. Im mittleren, zweigeschossigen Teil sind Positiv und Oberwerk untergebracht. Das Schwellwerk steht nicht sichtbar dahinter. Zu beiden Seiten sind in den Außenfeldern Hauptwerk und Pedalwerk (ganz außen) aufgestellt.

Der Spieltisch steht frei direkt vor der Orgel. Die Registerzüge sind terrassenförmig neben dem jeweiligen Manual angeordnet. Zwischen den Manualen sind auf der linken Seite jeweils die Knöpfe für die zum Manual gehörigen Koppeln und Pedalkoppeln und mittig jeweils für die geteilten Setzer (e bis h) angelegt. Unter dem 1. Manual befinden sich zusätzlich der Setzknopf (S) und der Nulltaster (0). Der Tuttischalter (T) liegt auf der rechten Seite zwischen 1. und 2. Manual. Zwischen 1. und 2. und zwischen 2. und 3. Manual sind auf der rechten Seite jeweils vier Schalter des Generalsetzers (A bis H) angeordnet. Als Fußpistons sind alle Hauptwerks- und Pedal-Koppeln, die Pedalsetzer, die Generalsetzer, Crescendo ab und Zungen ab vorhanden, sowie die zwei Schwelltritte und die Crescendowalze. Die Potentiometer für die Tremulanten befinden sich links oben neben den Zügen für das 4. Manual.

Die Windladen sind nach dem Schleifladensystem gebaut, die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur sowie Koppeln und Spielhilfen sind elektrisch.

Disposition

I. Oberwerk                        C – a³

II. Hauptwerk                   C – a³

III. Schwellwerk              C – a³

43 Praestant                               8’

52 Holzgedackt                         8’

53 Quintade                               8’

44 Principal                                4’

54 Rohrflöte                               4’

45 Octave                                     2’

55 Larigot                               11/3

56 Sesquialter 2f            [22/3’]

27 Praestant                           16’

28 Principal                               8’

29 Bifaria                                     8’

39 Wienerflöte                       8’

40 Spitzgamba                          8’

30 Octave                                    4’

41 Hohlflöte                              4’

31 Quinte                              22/3

21 Rohrbordun                      16’

12 Holzprincipal                      8’

22 Trichtergedackt                8’

23 Salicional                               8’

24 Vox coelestis                      8’

13 Octavflöte                             4’

25 Viola                                         4’

26 Waldflöte                              2’

46 Scharff 4f                            [1’]

47 Cor anglais                         16’

48 Cromorne                             8’

49 Tremulant

50 III - I

51 IV - I

32 Superoctave                       2’

42 Cornet 5f                           [8’]

33 Mixtur 5f                           [2’]

34 Cymbel 3f                      [1/3’]

35 Trompete                             8’

36 I-II

37 III-II

38 IV-II

14 Fourniture 5f             [22/3’]

15 Basson                                  16’

16 Trompette                            8’

17 Hautbois                                8’

18 Clairon harm                       4’

19 Tremulant

20 IV-III

 

IV. Schwellpositiv          C – a³

Pedal                                      C – g¹

Spielhilfen

1 Rohrflöte                                  8’

2 Praestant                                  4’

7 Blockflöte                                4’

69 Untersatz                           32’

57 Principal                            16’

70 Subbass                               16’

Acht Setzerkombinationen, davon 4 geteilt für die Klaviaturen (mit Setzknopf)

8 Nasard                                  22/3

3 Principal                                   2’

9 Flageolett                                2’

10 Terz                                     13/5

11 Sifflet                                       1’

4 Acuta 3f                               [1/2’]

5 Bärpfeife                                   8’

6 Tremulant

Glockenspiel

58 Octave                                    8’

71 Spielflöte                             8’

59 Quinte                              51/3

60 Superoctave                       4’

72 Trichterflöte                      4’

73 Rohrgedackt                       2’

61 Hintersatz 5f                   [4’]

62 Posaune                             16’

63 Holztrompete                   8’

64 Schalmey                              4’

65 I-P

66 II-P

67 III-P

68 IV-P

- Tutti (frei einstellbar), Nulltaster

Crescendowalze (mit Absteller „Cr. ab“)

Z[ungen] ab

3 Potentiometer für die Tremulanten

2 Kombinationsanzeiger

2 mechanische Schwellerstandanzeiger

© Gabriel Isenberg, 2001