Zlatá Koruna (Goldenkron), Klosterkirche

Orgel von Abraham Starck (Loket), 1698/99.


© Gabriel Isenberg, 04.08.2009
© Gabriel Isenberg, 04.08.2009

Das Zisterzienserkloster Goldenkron wurde 1263 durch König Přemysl Otakar I. als „Sancta Coruna“ (nach einem Dorn aus der Dornenkrone Christi) gegründet. Der Bau der Klostergebäude und des Kreuzgangs erfolgte zwischen 1290 und dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts. Im 14. und beginnenden 15. Jahrhundert war Zlatá Koruna eines der wirtschaftlich größten Klöster Böhmens mit rund 150 Dörfern. 1420 wurde es durch die Hussiten ausgebrannt und zerstört, ab 1437 wiederbesiedelt. Erst in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgte eine Wiederbelebung des Klosters, die im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts eine barocke Umgestaltung der Klostergebäude nach sich zog. 1785 wurde das Kloster aufgelöst. In den 1940er-Jahren fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt. Die ehemalige Abtei in Zlatá Koruna zählt zu den besterhaltenen Zisterzienserklöstern in den tschechischen Landen. 1995 wurde das Klosterareal zum Nationalkulturdenkmal erklärt.

Der Bau der Klosterkirche St. Mariä Himmelfahrt (Nanebevzetí Panny Marie) wurde Ende des 13. Jahrhunderts begonnen, um 1325 waren Chor, Querhaus und drei Langhausjoche vollendet; die endgültige Fertigstellung erfolgte erst in den 1360er-Jahren. Durch einen Brand 1420 stürzte das Gewölbe ein, das erst 1663-67 wieder barock aufgebaut wurde, wobei das 4. Schiff abgebrochen wurde.

Im Zuge der Wiederherstellungsmaßnahmen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erhielt die Klosterkirche auch eine Orgel, die bis heute als eine der bedeutendsten historischen Orgeln in Tschechien erhalten geblieben ist: Ein Werk des Orgelbauers Abraham Starck aus dem westböhmischen Loket mit 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal.

Franz Jüstl (Český Krumlov) veränderte die Orgel 1852; unter anderem ersetzte er die Copula minor im Rückpositiv durch Flétna 4'. 1899 führte der Orgelbauer Johann Fischpera aus Sušice eine Reparatur durch; bei dieser Arbeit (oder bereits 1852) wurde die Stimmtonhöhe um einen Halbton tiefer gelegt, und die ursprünglich im Rückpositivgehäuse angebrachten RP-Registerzüge wurden in den Spielschrank verlegt. Den größten Eingriff erfuhr das Instrument 1943 durch eine spätromantische Umdisponierung von Eduard und Jaroslav Hubený (Protivín). Dabei wurden auch die beiden Manuale vertauscht, Manualtasten und Magazinbalg neu angefertigt.

In den Jahren 1984 bis 1986 führte Vladimír Šlajch aus Borovany (auf eigene Kosten!) eine Restaurierung durch, bei der weitgehend der Originalzustand von 1699 wiederhergestellt werden konnte. Dabei konnte Šlajch auf eingelagerte Pfeifen aus den beiden Quintregistern 2 1/3' und einer Octava 2' sowie Pfeifen aus der ehemaligen Starck-Orgel der ehem. Pfarrkirche Sv. Markéty in Zlatá Koruna, die später nach Hodnov umgesetzt worden war, zurückgreifen. Bis auf die provisorisch eingebaute Fugara 4' an der Stelle des Salicional 8' im Hauptwerk verfügt die Orgel nun also wieder über die ursprüngliche Disposition. Vladimír Šlajch schreibt: „Die große Orgel von Abraham Starck im Kloster Zlatá Koruna wird nach wie vor für Konzerte genutzt, es existieren zahlreiche Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen. In jedem Fall aber ist ihre weitere sachgerechte Restaurierung und Rekonstruktion notwendig.“

Der Spielschrank ist in die Front des Orgelgehäuses eingebaut. Die Registerzüge befinden sich zu deren beiden Seiten. Die Manualkoppel ist als Schiebekoppel gebaut, eine Pedalkoppel ist nicht vorhanden. Die Stimmung ist nach Werckmeister III angelegt, die Stimmtonhöhe liegt bei a¹ = 440 Hz.

Seit 2003 gibt es auch eine Sample-Aufnahme der Orgel für die Software Hauptwerk, die 2009 erneuert wurde.

I. HAUPTWERK | C/E–c³

Principal 8'

Bordun.Flét 8'

Salicional 8' [aktuell: Fugara 4']

Octava 4'

Quinta 2 1/3' [sic]

Octava 2'

Quinta 1 1/3'

Mixtura 5f. 1'

Manualschiebelkoppel

II. RÜCKPOSITIV | C/E–c³

Copula m[ajor] 8'

Principal 4'

Flétna 4'

Quinta 2 1/3'

Octava 2'

Sesquialtera 2f. 1 2/3'

Mixtur 3f. 1'

PEDAL | C/E–aº

Subbass 16'

Violon Bass 16'

Octav Bass 8'

Quint Bass 5'

S. Octav Bass 4'


Mechanische Schleiflade.

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CZ-382 02 Zlatá Koruna | Zlatá Koruna 1


Quellen und Literatur: Tagungsheft der 57. Orgeltagung der GdO, S. 21 ⋄ www.vladimirslajch.cz [20.03.2023] ⋄ http://varhany.nomi.cz [20.03.2023] ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 330 | Diese Orgel habe ich am 04.08.2009 im Rahmen der 57. Internationalen Orgeltagung der Gesellschaft der Orgelfreunde in Prag besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 20.03.2023.