Weener, Organeum (Kabinett-Orgel)

Norderstraße • D-26826 Weener


Gebäude

Das musikalische Museum und Seminarhaus „Organeum“ besteht seit 1997 auf Initiative von Prof. Harald Vogel. Es ist heute in der ehemaligen Hesse-Villa in Weener beheimatet. Das Gebäude wurde 1870 für die Familie Hesse errichtet und gehört zu den wenigen in der Bausubstanz fast unverändert erhaltenen Beispielen einer großbürgerlichen Stadtvilla. Das Haus vermittelt als Museum vielfältige Einblicke: eine Sammlung wertvoller historischer Tasteninstrumente, Ausstellungsstücke zur Funktion einer Pfeifenorgel, wunderschöne Zimmer mit edlen Fußböden und Stuckdecken und altes Mobiliar. Organisatorisch wird das „Organeum“ seit dem Jahre 2006 von drei Körperschaften öffentlichen Rechts in Kooperation getragen: der Ostfriesland-Stiftung der Ostfriesischen Landschaft, der Evangelisch-reformierten Kirche und der Stadt Weener (Ems).

Kabinettorgel

Zu den ältesten Instrumenten der Sammlung im Organeum gehört die kleine Kabinettorgel von Ibe Peters Iben (Emden) aus dem Jahr 1790. Sie ist das Wahrzeichen des Museums.

Orgeln dieses Typus waren im 18. Jahrhundert in Ostfriesland und auch besonders in den Niederlanden sehr beliebt. Die Kabinett-Orgel von Ibe Peters Iben wurde für eine niederländische Familie erbaut und war bis 1988 in Privatbesitz. Dann ergab sich für die Ostfriesische Landschaft die Möglichkeit, dieses Instrument für die Arbeit der Norddeutschen Orgelakademie zu erwerben. Die kunstvollen Schnitzereien sind nach Vorlagen aus dem „Kunstbüchlein“ von Jost Amann, Nürnberg 1599 gestaltet, das noch bis ins 18. Jahrhundert verbreitet war. Die Figuren sind allegorische Darstellungen der Wahrheit (links) und der Minerva, der Göttin des Handwerks und der Künste (rechts).

Das kleine Werk wurde 2007/08 von Reinalt Klein (Leipzig) restauriert. Die Wiederherstellung der ursprünglichen Farbfassung hat der Restaurator Helmer Hut (Beerta) vorgenommen. Die Prospektpfeifen sind mit Weiß- und Rotgold belegt.

Die Kabinettorgel dokumentiert klanglich den Übergang von Barock zum empfindsamen Stil: Das Pfeifenwerk besteht zu zwei Dritteln aus Holzpfeifen, die einen warmen und leuchtendenKlang haben. Die Holzprospektpfeifen des Prinzipal 4’ sind in der Front rund ausgearbeitet und laufen auf der Rückseite trapezförmig zusammen. Eine Spezialität des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts war auch die Traversflöte, hier Fluit traver genannt, die aus offenen Holzpfeifen mit Stimmdeckelchen besteht und die den Klang der Traversflöte nachahmt. Wegen der Länge der offenen Pfeifen ist dieses Register nur im Diskant (ab c¹) ausgeführt.

Alle Register der Orgel sind mit geteilten Schleifen ausgestattet. Die metallenen Registerzüge befinden sich zu beiden Seiten der Manuaklaviatur.

Die Figuren, die das Orgelgehäuse bekrönen, sind allegorische Darstellungen der Wahrheit (links) und der Minerva, der Göttin des Handwerks und der Künste (rechts). Bemerkenswert ist auch das Gehäuse. Mit den Flügeltüren und der Klaviaturabdeckung lässt es sich vollständig verschließen und sieht dann aus wie ein Kabinettschrank. Die Windversorgung erfolgt mechanisch über einen Fußhebel für den Spieler.

Disposition

MANUAL | C–d³

Principal 4' [B/D]

Gedact 8' [B/D]

Gedact 4' [B/D]

Octaav 2' [B/D]

Fluittraver 8' [D]

© Gabriel Isenberg, 2009 / 2010