Orgel von Franz Grafenauer (Egg), 1872.
Franz Grafenauer (1860–1935) hatte das Orgelbauhandwerk bei seinem Vater Josef Grafenauer (1824–1889) gelernt. Als Gesellenstück fertigte er einer Inschrift im Instrument zufolge im Jahr 1872 eine kleine Hausorgel, die er nach familiärer Überlieferung für seinen zwei Jahre älteren Bruder Michael Grafenauer (1858–1889) als Übungsinstrument baute. Dieser wurde später Besitzer des Hofs im Turdanitscher Weg 42 in Villacher Ortsteil Turdanitsch, den später dessen Enkel Lambert Grafenauer (1936–2020) übernahm, in dessen Besitz sich das Instrument zuletzt befand.
Vergleichbare Kleinorgeln hatte Franz Grafenauer später unter anderem für die Kirchen in » Tratten (Gailtal) und Oberdorf bei Köstenberg (heute in » Kerschdorf) angefertigt. Im Untergehäuse ist der kleine Balg untergebracht, der über einen frontal eingebauten Fußtritt durch den Spieler bedient wird. Darüber befindet sich (ungefähr auf Kniehöhe) die Windlade, die mit der Klaviatur über Stechermechanik verbunden ist. Die Klaviatur ist mit einem Deckel verschließbar, der im aufgeklappten Zustand zugleich als Notenpult dient. Die beiden (schwergängigen) Registerzüge ragen links und rechts aus den äußeren Klaviaturbacken heraus. Die beiden Register sind komplett mit Holzpfeifen bestückt: An der Rückwand steht das 8'-Register, dessen größten gedeckten Pfeifen teilweise auf dem Kopf stehen, über einen angebauten Holzkanal von oben mit Wind versorgt werden und bis auf Bodenniveau reichen, ab d¹ sind die Pfeifen offen; das 4'-Register ist im Bassbereich gedeckt, ab d¹ halbgedeckt (d. h. mit Loch im Spund) und ab f² offen. Das Gehäuse ist von oben mit einem Deckel zu öffnen.
Im Familienbesitz sind außerdem alte handschriftliche Notenhefte von Franz und Michael Grafenauer. Bei meinem Besuch im August 2001 war die unverändert erhaltene Orgel stark verschmutzt und aufgrund des defekten Balgs und der deregulierten Traktur kaum spielbar. Was nach dem Tod von Lambert Grafenauer am 30. Januar 2020 mit dem Instrument geschehen ist, ist mir nicht bekannt.
MANUAL | C–f³
[Bordun] 8'
[Holzflöte] 4'
Mechanische Schleiflade.
A-9500 Villach-Turdanitsch | Turdanitscher Weg 42
Quellen und Literatur: Frdl. Mitteilung von Lambert Grafenauer ⋄ Eigener Befund.
Nr. 129 | Diese Orgel habe ich am 03.08.2001 bei einem Besuch bei Familie Lambert Grafenauer gespielt.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 23.11.2024.
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