Senden, St. Laurentius

Orgel von Joseph Laudenbach (Dülmen), 1854/80.


© Gabriel Isenberg, 15.03.2002
© Gabriel Isenberg, 15.03.2002

Die Geschichte des kirchlichen Lebens im münsterländischen Senden reicht in der Abhängigkeit vom Kloster Werden a. d. Ruhr bereits in das erste christliche Jahrtausend zurück; als Gründungszeitpunkt der Pfarrei St. Laurentius wird die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts angenommen. In der spätgotischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert gab es bereits eine Orgel, die 1578 erwähnt wird.

Über die Orgelgeschichte der folgenden Jahrhunderte sind wir nach derzeitigem Forschungsstand jedoch nur sehr unzureichend unterrichtet. Offenbar wurde im 18. Jahrhundert eine neue Orgel gebaut, über die wir aber keine genaueren Informationen haben. 1854 erhielt die St.-Laurentius-Kirche eine neue Orgel mit 14 Registern von dem Dülmener Orgelbauer Joseph Laudenbach, wobei er zwei Register aus der Vorgängerorgel wiederverwendete.

1869 wurde die spätgotische St.-Laurentius-Kirche abgerissen und durch einen neugotischen Neubau nach Plänen von Hilger Hertel d. Ä. ersetzt; die Weihe der neuen Kirche fand nach vierjähriger Bauzeit am 16. September 1873 durch den Münsteraner Weihbischof Johannes Boßmann statt. Der Kirchturm wurde erst in den Jahren 1888–90 hinzugefügt.

Für den Orgelbau in der neuen St.-Laurentius-Kirche wurder abermals Joseph Laudenbach beauftragt, der 1879/80 hier sein letztes großes Werk vollendete, bevor er am 9. Juli 1881 verstarb. Beim Bau verwendete er seine Orgel aus der Vorgängerkirche wieder und erweiterte sie um elf Register, so dass das Werk nun 25 Stimmen umfasste. Die imposante neugotische Prospektfassade ist mit stummen Holzpfeifen besetzt, dient also als reine Attrappe für das dahinter stehende Instrument.

Im Sommer 1929 fand eine Reinigung und Generalüberholung der Orgel statt, bei der auch einige Register ausgetauscht und mit Zinkpfeifen ersetzt wurden. In ihrer heutigen Form geht die Orgel auf eine Arbeit von Franz Breil (Dorsten) im Jahr 1974/76 zurück, bei der die Orgel nach damaligen denkmalpflegerischen Maßstäben restauriert wurde. Dabei erneuerte Breil die gesamte Technik und fertigte eine neue Pedalwindlade an, die nun um zwei Töne bis d¹ erweitert ist. Das üppig besetzte Hauptwerk steht im oberen Gehäuseteil hinter den stummen Prospektpfeifen; darunter befindet sich das Unterwerk, das vom II. Manual gespielt wird. Im hinteren Teil des Turmraums ist das Pedalwerk positioniert. In der frontal eingebauten Spielanlage befinden sich die Registerzüge für Pedal und Unterwerk links und rechts neben dem Notenpult, die Züge dür die Hauptwerksregister darüber. Die ursprüngliche Bass/Diskant-Teilung der Register Bourdon und Trompete wurde 1974 aufgehoben, ist aber an den originalen Registerbeschriftungen noch abzulesen.

Im Rahmen einer umfassenden Kirchensanierung erfolgte 2017 eine Reinigung und Generalüberholung der Orgel durch den Orgelbauer Markus Kaltenhauser aus Dortmund.

Der Registerbestand der Laudenbach-Orgel ist noch weitgehend original erhalten, Gedact 8' und Octav 2' stammen noch aus dem 18. Jahrhundert. Principal 4' und Mixtur im Unterwerk wurden 1974/76 erneuert.

I. HAUPTWERK | C–f³

Principal 8'

Bourdon [Bass] 16'

Viola di Gamba 8'

Gedact 8'

Salicional 8'

Quintatön 8'

Sexquialter 2f.

Octav 4'

Octav 2'

Rohrflöte 4'

Flageolet 1'

Mixtur 4f. [2']

Trompete [Disc.] 8'

Tremolo

Manual Coppel

II. UNTERWERK | C–f³

Geigen Principal 8'

Hohlflöte 8'

Principal 4'

Flauto amabile 4'

Flauto 2'

Mixtur 3f. [1 1/3']

PEDAL | C–d¹

Subbass 16'

Violon 16'

Principal 8'

Octav 4'

Posaune 16'

Trompete 8'

Ped. Coppel II

Ped. Coppel I


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D-48308 Senden | Schulstraße 10


Quellen und Literatur: Rudolf Reuter, Historische Orgeln im Münsterland (Westf. Kunststätten Bd. 17), Münster 1981, S. 24 ⋄ Rudolf Reuter, Orgeln in Westfalen, Kassel u. a. 1965, S. 260 ⋄ Hannalore Reuter, Historische Orgeln in Westfalen-Lippe, Münster 2006, S. 301f ⋄ „Natz von Dülmen“. Lose Blätter aus der Familiengeschichte eines Castrop-Rauxelers, in: Stadtanzeiger für Castrop-Rauxel und Umgebung, 21.11.1932 ⋄ Eigener Befund.

Nr. 151 | Diese Orgel habe ich am 15.03.2002 besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 17.02.2025.