Seligenthal, St. Antonius von Padua

Orgel eines unbekannten Orgelbauers, um 1770;

umgebaut durch Christian Roetzel (Eckenhagen), 1835; renoviert durch Romanus Seifert & Sohn (Kevelaer), 1967.


© Gabriel Isenberg, 17.09.2005
© Gabriel Isenberg, 17.09.2005

Das Franziskaner-Minoritenkloster Seligenthal bei Siegburg wurde im Jahre 1231 gegründet. Der Bau der Kirche war wahrscheinlich 1256 abgeschlossen – damit ist sie eines der ältesten Gotteshäuser im Rheinland. Nach Brandbeschädigung 1647 wurden Kloster und Kirche wiederhergestellt. Im Zuge der Säkularisation erfolgte 1803 die Aufhebung des Klosters und die Kirche wude zunächst der Pfarre Geistingen zugeschlagen und 1854 zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben. In den Jahren 1963–66 fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt.

Über die Orgelgeschichte zu Klosterzeiten gibt es keine genauen Aufzeichnungen. Nach der Aufhebung des Klosters ging die Orgel 1820/21 jedoch nach Troisdorf in die St.-Hippolytus-Kirche. Hier liegt eine Beschreibung des Werks vor: „Es war ein Positiv mit angehängtem Pedal und 7 klingenden Registern. Der ganzen Anlage und dem Umfange der Klaviatur nach zu urteilen, konnte sie erst zu Ende des 18. Jahrhunderts gebaut worden sein. Hölzerne, mit Silberpapier überzogene Prospektpfeifen zierten die Schauseite, reiche Schnitzereien im Barockstil, dem Geschmack der damaligen Zeit entsprechend, umgaben und bekrönten sie.“ (J. G. Bach, 1939)

Die Kirche in Seligenthal erhielt 1835 eine neue Orgel, die der Orgelbauer Christian Roetzel für 290 Taler aus einem älteren Instrument zusammenstellte, das einer späteren Untersuchung zufolge auf die Zeit um 1770 datiert werden kann. Neben Teilen des Pfeifenwerks übernahm Roetzel das Gehäuse und die Windlade der alten Orgel.

Im Laufe der kommenden Jahre wurden einige Änderungen an dem Instrument vorgenommen, wie die 1847 von Orgelbauer Eberhard Kraft (Bonn) überlieferte Disposition zeigt – anstelle des offenbar ursprünglichen Cornett nennt er eine Gambe. Auch danach gab es immer wieder Veränderungen: Das angehängte Pedal wurde mit einem pneumatisch gesteuerten Subbass versehen, der Flötenchor erweitert sowie ein Salicional 8’ hinzugefügt. Um 1880 befand sich die Orgel in einem so schlechten Zustand, dass ein Neubau erwogen wurde, für den der Orgelbauer Ernst Seifert (Köln) am 11. Mai 1885 ein Angebot erstellte; dieser kam aber nicht zur Ausführung.

Im Rahmen der Kirchenrestaurierung in den 1960er Jahren sollte auch die Orgel wiederhergestellt werden, wozu der Orgelsachverständige Hans Hulverscheidt 1964 einen ersten Bericht vorlegte. Die der Orgelrestaurierungsarbeiten, die in den folgenden Jahren 1965–67 durch die Fa. Romanus Seifert & Sohn aus Kevelaer durchgeführt wurden, war die Wiederherstellung des Zustands von Christian Roetzel 1835. Nach damaligen denkmalpflegerischen Maßstäben wurden Windlade und Gehäuse restauriert und eine neue, seitlich angebaute Spielanlage gefertigt. Schließlich wurde das wiederverwendbare Pfeifenmaterial aufgearbeitet; die heutige Disposition lehnt sich eng an die durch die Lade vorbestimmte Disposition an. Die Register Praestant 4' (Innenpfeifen), Gedackt 8' (ab cº), Oktave 2' und Flöte 4' (gedackt) sind alt, alle anderen Pfeifen stammen von Seifert. Das aus 16'- und 8'-Reihe kombinierte Pedalregister ist im hinteren Gehäusebereich aufgestellt.

MANUAL | C–c³

Praestant 4’

Cornett 3f. [2 2/3’]

Gedackt 8’

Flöte 4’

Oktave 2’

Quinte 1 1/3’

Mixtur 3f. 1’

Trompete 8’

Tremulant

PEDAL | C–d¹

Subbaß 16+8’

Pedalkoppel


Mechanische Schleiflade.

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D-53721 Siegburg-Seligenthal | Seligenthaler Straße 78


Quellen und Literatur: Peter Jurgilewitsch und Wolfgang Pütz-Liebenow, Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bonn 1990, S. 490–493, 515 ⋄ Eigener Befund.

Nr. 257 | Diese Orgel habe ich am 17.09.2005 in einem kleinen, internen Konzert gespielt.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 22.02.2025