Sankt Stefan an der Gail, Pfarrkirche

Orgel von Mathias Hönig (Villach), um 1800; umgebaut durch Josef Grafenauer (Egg), 1851.


© Gabriel Isenberg, 31.07.2001
© Gabriel Isenberg, 31.07.2001

Die spätgotische Pfarrkirche St. Stefan an der Gail ist eine der ältesten Kirchgründungen im Kärntner Gailtal. Die barocke Innengestaltung der Kirche stammt weitgehend aus dem 18. Jahrhundert.

Die Orgel, die mit ihrem zweigeteilten Gehäuse auf der oberen Empore im Westen des Kirchenraums steht, ist ein Werk des Orgel- und Instrumentenmachers Mathias Hönig, der am 16. Dezember 1835 52-jährig in Villach verstarb und seinen Kindern hohe Schulden hinterließ. Ihr Bau dürfte in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts anzusetzen sein – sie hatte ursprünglich eine kurze große Oktav (d. h. ohne die Töne Cis, Dis, Fis und Gis).

1851 führte der in Brugg bei Egg ansässige Orgelbauer Josef Grafenauer einen Umbau des Instruments zu. Dabei fügte er das Pedal hinzu und baute eine neue Manualklaviatur mit vollständiger großer Oktave; dazu richtete er im Untergehäuse eine Lade mit vier gedeckten Holzpfeifen für die Töne Cis, Dis, Fis und Gis ein.

Die beiden Außenfelder des Prospekts sind teilweise mit Zinkpfeifen besetzt, die vermutlich als Ersatz für die im Ersten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie ausgebauten Zinnpfeifen eingesetzt wurden. Ende der 1980er Jahren führte Walter Ottitsch aus Ludmannsdorf eine Instandsetzung der Orgel durch.

Die Disposition wurde im Laufe des Bestehens der Orgel vermutlich mehrfach verändert. Die meisten Manualregister stehen in den beiden Außentürmen der Orgel, nur die Pfeifen aº bis gis² der Gamba bilden das mittlere Pfeifenfeld in der Emporenbrüstung; für die größten Pfeifen in der Mitte musste das Feld nach oben ausgesägt werden. Die hölzernen Pedalregister stehen ohne Gehäuse an den beiden Seiten der Orgelempore und werden durch messergriffähnliche Hebel eingeschaltet, die aus großen „Kanälen“ zu beiden Seiten der Spielanlage emporragen. Die Spielanlage befindet sich an der Rückseite des niedrigen Mittelfelds. In der hinteren linken Ecke der Empore ist die Balganlage untergebracht und versorgt von dort über lange Kanäle die Orgel mit Wind.

Der Prospekt kann mit Flügeltüren verschlossen werden, die auf den Außenseiten mit Bildern der Heiligen Stephanus und Laurentius geschmückt sind; die Innenseiten zeigen König David mit der Harfe und die heilige Caecilia mit einem Orgelpositiv.

MANUAL | C–c³

Flaute 8’

Gamb 8’

Koppel 8’

Prinzipal 4’

Oktave 2’ [ab c² 2 2/3']

Quinte 1 1/3’

Zimbel [2f.] 1’

 

Töne Cis, Dis, Fis, Gis mit festem Holzgedeckt 8’ besetzt

PEDAL | C–c¹

Octavpaß 8’

Subpaß 16’

[feste Koppel zum Man.]


Mechanische Schleiflade.

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A-9623 St. Stefan im Gailtal | St. Stefan a. d. Gail 1


Quellen und Literatur: Bernhard Trebuch, Check-List der Orgeln des Bezirkes Hermagor (Kärnten), Wien, 1987, S. 30 ⋄ Diözesanarchiv Klagenfurt, Militaria-Akten 1917, Kt. 5, Orgelbeschreibungsbogen ⋄ Frdl. Mitteilung von Orgelbaumeister Bernhard Ottitsch (Ferlach) ⋄ Informationen von Matthias Reichling, ergänzt um eigene Recherchen zur Biographie des Orgelbauers Mathias Hönig ⋄ Hermann Fritz, Unsere Orgeln - wertvolles Erbe und Auftrag, Karnitzen 2017 ⋄ Eigener Befund.

Nr. 128 | Diese Orgel habe ich am 31.07.2001 besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 02.02.2025.