Karlova • CZ-110 00 Praha 1
Die Kirche St. Clemens (svatého Klimenta) wurde 1711-13 als eine der beiden Hauptkirchen des als Jesuitenkolleg gegründeten Clementinums errichtet. Ob dabei Entwürfe Kilian Ignaz Dientzenhofers oder František Maximilian Kaňkas zu Grunde lagen, kann nicht mehr mit Sicherheit geklärt werden. An ein zweijochiges, durch mächtige Wandpfeiler gegliedertes Langhaus schließt sich östlich ein gerade geschlossener Chorraum an. Die gesamte Architektur wird durch ein Streben nach einem monumentalen Raumeindruck geprägt, wie es etwa an den als mächtige Baldachine aufgefassten, durch Hängekuppeln überwölbten Jochen zum Ausdruck kommt. Seit 1950 wird die Kirche von der griechisch-katholischen Gemeinde genutzt und ist seitdem mit einer Ikonostase ausgestattet.
Nur wenige Jahre nach Fertigstellung der Kirche bekam sie auch eine Orgel. Sie wurde 1719 erbaut von dem aus Kulmbach stammenden Orgelbauer Antonín Streit und besaß 16 Register auf zwei Manualen und Pedal bei mechanischen Schleifladen. Im Wesentlichen ist die Orgel bis heute erhalten geblieben (1845 stimmte Josef Gartner die Orgel einen Halbton höher). Sie wurde 1984 durch die Orgelbaugenossenschaft IGRA restauriert.
Das Gehäuse ist architektonisch wirkungsvoll in die Emporenkonstruktion eingepasst. Es beherbergt die Pfeifen des Hauptwerks. Die Pedalpfeifen stehen frei hinter dem Hauptgehäuse. Das Positivwerk ist – quasi als Continuotruhe – komplett und ohne Prospekt in den kunstvoll gestalteten Spieltisch integriert, der ziemlich nah frei vor der Orgel steht. Der Organist hat beim Spiel den Blick ins Kirchenschiff. Die Registerzüge sind zu beiden Seiten in das Spieltischgehäuse eingelassen. Die Manualkoppel ist als Schiebelkoppel eingerichtet; Pedalkoppeln sind – wie im böhmischen barocken Orgelbau üblich – nicht vorhanden. Die Pedalstimmen repetieren ab c0 in die große Oktave.
Die Emporen der Clemens-Kirche sind für ihre gute Akustik bekannt, so klingt auch die Orgel im Kirchenraum sehr ausgewogen und präsent. In der Kirche finden in den Sommermonaten zahlreiche Konzerte statt.
II. Hauptwerk C/E – c³ |
I. Positiv C/E – c³ |
Pedal C/E – cº – aº |
Principal 8’ Salicional 8’ Octava 4’ Fugara 4’ Quinta 3’ Octava 2’ Quinta 11/2’ Octava 1’ Mixtura 2’ [Manualschiebekoppel] |
Copula 8’ Copula 4’ Nassat Quint 3’ Octava 2’ |
Subbas 16’ Octavbas 8’ Superoctavbas 4’ |
© Gabriel Isenberg, 2009
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© Dr. Gabriel Isenberg, 2023