Mühlen, Klosterkirche St. Bonaventura

Orgel von Johannes Speith (Rietberg), 1912.


© Gabriel Isenberg, 15.03.2011
© Gabriel Isenberg, 15.03.2011

Das Franziskanerkloster in Mühlen bei Steinfeld im Oldenburger Land wurde 1908 unter Leitung des Franziskanerbruders und Architekten Quintilian Borren im Auftrag des Provinzials der Sächsichen Franziskanerprovinz errichtet. Nach weniger als einem Jahr Bauzeit konnte die Benediktion der Kirche am 21. Dezember 1909 erfolgen; am 20. Oktober 1910 nahm Weihbischof Eberhard Illigens aus Münster die Konsekration vor.

Zur Grundausstattung der Kirche zählt auch die Orgel von 1912, die bis heute erhalten ist. Zuvor war in den ersten drei Jahren ein Harmonium in Gebrauch. Die pneumatische Kegelladenorgel aus der Rietberger Orgelbauwerkstatt Johannes Speith war im Dezember 1912 fertiggestellt und kostete mitsamt Empore und Gehäuse 16.000 Mark. Das zweigeteilte Orgelgehäuse, das den Blick auf das mittlere der drei großen Fenster über dem Hauptportal freigibt, lieferte der Bildhauer Heinrich Laumen aus Erkelenz.

Der erste elektrische Gebläsemotor wurde 1921 eingebaut und 1928 erneuert. Eine gründliche Reinigung und Überholung erfolgte 1930 durch die Erbauerfirma. Da die Orgel infolge des heißen Sommers 1975 durch die Sonneneinstrahlung vom großen Emporenfenster sehr gelitten hatte, führte Orgelbau Führer (Wilhelmshaven) 1976 eine Überholung durch, bei der die Ledermembranen der pneumatischen Kegelladen erneuert und drei Register ausgetauscht wurden. Weitere kleine Reparaturen erfolgten im Rahmen einer Reinigung und Überholung 1994/95 durch Martin Cladders (Badbergen). Zuletzt wurde die Orgel 2011 durch Martin Cladders überholt.

Abgesehen von den Dispositionsänderungen von 1976 ist die Orgel unverändert erhalten ist eines der ganz wenigen weitgehend unverändert erhaltenen Instrumente des frühen 20. Jahrhunderts im Umkreis. Wenngleich die Pneumatik etwas täge reagiert, überzeugt die Orgel durch ihren „warmen“, romantischen Klang, in den sich neobarocken Dispositionsänderungen einigermaßen organisch einfügen.

Der freistehende Spieltisch befindet sich auf der Empore vor dem linken Gehäuseteil, in dem die Windladen des I. Manuals (oben) und des II. Manuals (unten) stehen. Im rechten Gehäuse ist das Pedal (oben) und darunter der Balganlage mit Doppelfaltenbalg untergebracht. Der Windmotor steht hinter dem Pedalgehäuse. Die Pfeifen in den beiden vorderen Prospektfeldern des Manualgehäuses sind klingend (Principal 8’), alle übrigen Prospektpfeifen (Pedalgehäuse, Manualturm) sind stumm.

Im Spieltisch sind die Registerwippen in einer Reihe über dem zweiten Manual angeordnet und durch farbliche Kennzeichnung den verschiedenen Werken zugeordnet. Über den Registerwippen befindet sich jeweils ein kleiner Zugknopf für die freie Kombination. Die Spielhilfen werden über Druckknöpfe unter dem ersten Manual an- und abgeschaltet (in der Disposition unten: A. = Auslöser). Mittig zwischen den Registerwippen ist eine große Crescendo-Uhr angebracht.

I. MANUAL | C–f³
Bordun 16'
Principal 8'
Hohlflöte 8'
Gedackt 8'
Octav 4'
Flauto dolce 4'
Principal 2'
Octav 1'
Rauschquinte 2 2/3' + 2'
Mixtur 4f.
Trompete 8'
Koppel II–I

Melodiekoppel II–I
Basskoppel Ped. an I

II. MANUAL | C–f³
Geigenprincipal 8'
Rohrflöte 8'
Aeoline 8'
Vox coelestis 8' (ab cº)*
Gemshorn 4'
Blockflöte 2'
Oboe 8'
 
* Einschaltung mit Aeoline gemeinsam

PEDAL | C–d¹
Subbass 16’
Violon 16’
Principalbass 8’
Gedacktbass 8’
Cello 8’
Posaune 16’
Koppel II–P
Koppel I–P


Eine freie Kombination, feste Kombinationen (p, mf, f, Tutti), automatische Pedalumschaltung, Crescendowalze, Rohrwerksausschalter.

Pneumatische Kegellade.

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49439 Steinfeld-Mühlen | Dorfstraße 38


Quellen und Literatur: Firmenarchiv Orgelbau Speith, Rietberg ⋄ Orgelakten im Pfarrarchiv Mühlen ⋄ Gabriel Isenberg, 100 Jahre Speith-Orgel in der Klosterkirche Mühlen (Oldenburg), in: Ars Organi (Internationale Zeitschrift für das Orgelwesen) 60 4/2012, S. 229–232 ⋄ Eigener Befund.

Nr. 400 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 22. Februar 2011 gespielt und danach mehrfach in Konzerten gespielt, besucht und untersucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 24.03.2025.