Orgel von Bernhard Ottitsch (Ferlach), 2002; Hauptgehäuse der Orgel von Peter Rojč (Krain), 1864.
Mit ihrer beeindruckenden Doppelturmfassade weithin sichtbar über dem Rosental südlich von Klagenfurt liegt die große Wallfahrtskirche Maria Rain, deren Geschichte bereits bis ins erste christliche Jahrtausend reicht. Der heutige spätgotische Bau stammt im westlichen Teil von der Kirche, die in den Jahren 1445–56 errichtet wurde. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde eine Marienkapelle hinzugebaut und 1696 erfolgte eine Erweiterung im Ostteil. Ihre heutige Form erhielt die Kirche 1729. Mehrere Brände in den Jahren 1884 du 1906 überstand die Kirche mit behebbaren Schäden. Die Einrichtung stammt zu einem großen Teil aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert.
Erstmals wurde 1818 eine Orgel in der Wallfahrtskirche dokumentiert, die laut den Inventarverzeichnissen in den 1830er Jahren fünf Manual- und ein Pedalregister besaß. Dieses Instrument wurde 1864 durch einen Neubau von Peter Rojč aus Krain ersetzt. Mit ihren 13 Registern auf einem Manual und Pedal (bei kurzer Oktav) scheint die Orgel aber zu kleiner für den großen Kirchenbau gewesen zu sein, weshalb das Instrument nach dem Kirchenbrand in den 1880er Jahren im Jahr 1888 durch den Ferlacher Orgelbauer Franz Colarič auf 15 Register erweitert wurde. Colarič baute u. a. einen neuen Spieltisch in die Emporenbrüstung ein. Die im Ersten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie abgelieferten Prospekpfeifen wurden 1928 durch Rudolf Novak (Klagenfurt) ersetzt.
Auf lange Sicht konnte dieses Instrument den Anforderungen, die der Wallfahrtsbetrieb und der große Kirchenraum an die Orgel stellten, nicht genügen. Daher fiel die Entscheidung zu einem Neubau. Dazu erhielt die Orgelbauwerkstatt Bernhard Ottitsch im benachbarten Ferlach-Reßnig den Auftrag zum Orgelneubau. Dabei wurde das Hauptgehäuse von Peter Rojč (1864) wiederverwendet – und anstelle des bisherigen Spieltischs wurde ein üppig besetztes Rückpositiv in die Emporenbrüstung eingebaut, dessen Prospektgestaltung sich stilistisch an dem historischen Hauptgehäuse orientiert. Das am 6. Juli 2002 eingeweihte Instrument ist die größte von einer Kärntner Orgelbauwerkstatt errichtete Instrument. Im Hauptgehäuse stehen die Pfeifen des Hauptwerks und des Pedals. Die von dem Orgelreferenten der Diözese Gurk, Helmuth Luksch, entworfene Disposition bietet einen reichen Schatz an barocken Klangfarben. Das Tutti ist kräftig (v. a. durch die obertonreich intonierten Zungen sehr hell), alle Stimmen zeigen eine ausgeprägte Eigencharakteristik.
2020 erfolgte eine Reinigung und Generalüberholung durch die Erbauerwerkstatt Ottitsch; danach wurde die erste CD von der Orgel mit Musik für Trompete und Orgel eingespielt.
I. RÜCKPOSITIV | C–g³
Gedeckt 8’
Prestant 4’
Rohrflöte 4’
Nasat 2 2/3’
Flöte 2’
Terz 1 3/5’
Larigot 1 1/3’
Scharff 3f. [1’]
Krummhorn 8’
Tremulant
II. HAUPTWERK | C–g³
Principal 8’
Gamba 8’
Hohlflöte 8’
Octave 4’
Spitzflöte 4’
Quinte 2 2/3’
Superoctave 2’
Cornett 3f. [2 2/3’]
Mixtur 4f. 1 1/3’
Trompete 8’
Koppel I–II
PEDAL | C–f¹
Subbass 16’
Oct. Bass 8’
Flöte 8’
Choralbass 4’
Ped. Mixtur [2f.] 2’
Posaune 16’
Ped. Trompete 8’
Koppel II–P
Koppel I–P
Mechanische Schleiflade.
A-9161 Maria Rain | Kirchenstraße 61
Quellen und Literatur: Die Orgel der Wallfahrtskirche Maria Rain [Festschrift], Maria Rain 2002 ⋄ Eigener Befund.
Nr. 196 | Diese Orgel habe ich am 19.08.2004 besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 22.02.2025.
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© Dr. Gabriel Isenberg, 2023/25