Levern, Stiftskirche

Orgel von Johannes Wolfram (Natbergen), 1972, im Gehäuse einer Orgel von Claus Hermann Lampe (Levern ), 1682.


© Gabriel Isenberg, 18.01.2025
© Gabriel Isenberg, 18.01.2025

Die evangelische Kirche in Levern war ursprünglich Teil des 1227 gegründeten Zisterzienserinnen-Stifts Levern, das im Zuge der Reformation zu einem freiweltlichen adligen Damenstift umgewandelt worden war und 1810 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde. Die asymmetrisch aufgeteilte, dreischiffe Hallenkirche präsentiert sich seit 1828 in ihrer heutigen Form, als die beiden nebeneinander liegenden Kirchen – die ehemalige Kloster- bzw. Stiftskirche und die Gemeindekirche – baulich vereinigt worden waren.

Dass es bereits 1632 eine Orgel in der Leverner Stiftskirche gegeben haben muss, geht aus einem Reisebericht des Landgrafen Philipp von Hessen-Butzbach hervor, demzufolge der Organist des Fleckens „Lefern“ dem Landgrafen und seiner Gemahlin am 16. Juni 1632 auf der Orgel vorspielte.

1679 zogen die Franzosen brandschatzend durch das Dorf und zerstörten dabei auch die Orgel. Daraufhin schenkten sechs Stiftsdamen der Kirche 1682 eine neue Orgel „Gott zu Ehre, der Kirche zum Besten und ihnen selbst zum christlichen Andenken“. Als Erbauer des Instruments kann der zu dieser Zeit in Levern ansässige Claus Hermann Lampe angenommen werden. Reparaturen sind für die Jahre 1820/24 und 1885 belegt, kleinere Veränderungen erfolgten 1887, 1891 und 1896. Die Zahl von 9½ Registern auf einem Manual und angehängtem Pedal ist erstmals im Jahr 1823 dokumentiert – die ursprünglichen Registernamen kann man teilweise noch heute schwach am Gehäuse erkennen.

Im Rahmen einer umfassenden Umgestaltung des Kirchenraums erfolgte 1915 der Bau einer neuen Orgel, womit das barocke Orgelwerk verlorenging. Den Anstoß dazu hatte bereits im Jahr 1910 eine private Spende gegeben. Beim Einsturz des Chorgewölbes im Zuge der Kirchenrenovierung wurde 1914 die barocke Orgelprieche an der nördlichen Chorwand zerstört, auf der die Orgel bislang gestanden hatte. Die Anfang 1915 fertiggestellte neue Orgel der Gebr. Rohlfing aus Osnabrück, ein pneumatisches Orgelwerke mit 25 Registern auf zwei Manualen und Pedal, fand seinen neuen Standort auf der Westempore – die Gebr. Rohlfing verwendeten dafür einige alte Register und das barocke Orgelgehäuse wieder, allerdings zu beiden Seiten erweitert um zwei neue Flachfelder mit außen abeschließenden Rundtürmen. (Die alte Orgelprieche mit den Namen der Stiftsdamen, die 1682 die Orgel geschenkt hatten, wurde originalgetreu rekonstruiert.) 1962 wurde die inzwischen schadhafte Orgel stillgelegt.

1972 erfolgte in Abstimmung mit dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege ein Orgelneubau durch die Orgelbauwerkstatt Johannes Wolfram aus Natbergen. Dabei wurde das Gehäuse auf die ursprüngliche Form zurückgebaut und die Disposition nach barocken Vorbildern konzipiert. Die originale, auf Brauntönen basierende Farbfassung des Gehäuses konnte anhand freigelegter Farbreste wiederhergestellt werden. Im Hauptgehäuse befinden sich Haupt- und Oberwerk übereinander; das Pedalwerk steht in einem eigenen Gehäuse hinter der Orgel. 2016 erfolgte eine Reinigung, Schimmelbehandlung und Generalüberholung mit Überarbeitung der Intonation durch die Orgel-Manufaktur Stefan Peters in Glandorf.

I. HAUPTWERK | C–g³
Prinzipal 8'
Rohrflöte 8'
Oktave 4'
Gemshorn 4'
Nasat 2 2/3'
Sesquialtera 2f.
Waldflöte 2'
Mixtur 1 1/3'
Trompete 8'
Koppel II–I

II. OBERWERK | C–g³
Holzgedeckt 8'
Rohrflöte 4'
Prinzipal 2'
Zimbel 1/2'
Terzian 2f.
Vox humana 8'
Tremulant

PEDAL | C–f¹

Subbaß 16'
Gemshorn 8'
Nachthorn 4'
Fagott 16'
Koppel II–P
Koppel I–P


Mechanische Schleiflade.

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D-32351 Stemwede-Levern | Am Kirchplatz


Quellen und Literatur: Rudolf Reuter, Orgeln in Westfalen, Kassel 1965, S. 180 ⋄ Alfred Pohlmann, Kirche und Stift Levern, Westfälische Kunststätten Heft 54, Münster 1989 ⋄ Hannalore Reuter, Historische Orgeln in Westfalen-Lippe, Münster 2006, S. 318f ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 685 | Diese Orgel habe ich am 18.01.2025 bei einer Konzertprobe meines Orgelschülers besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 19.01.2025.