Kirchen, St. Michael

Orgel von Franz Eggert (Paderborn), 1893, umgebaut von Eduard Stahlhuth (Aachen), 1929/30.


© Gabriel Isenberg, 22.08.2002
© Gabriel Isenberg, 22.08.2002

Von weitem sichtbar liegt hoch über der Sieg die kath. Pfarrkirche St. Michael in Kirchen. Als dreischiffige, neugotische Hallenkirche wurde sie 1887/89 nach den Plänen des bekannten Düsseldorfer Architekten Caspar Pickel erbaut. Der Vorgängerbau war eine simultan genutzte, frühklassizistische Saalkirche von 1770/72 mit romanischem Turm, für die Christian Roetzel (Freckhausen) 1809/10 eine neue Orgel gebaut hatte.

Für die neue katholische Kirche lieferte Franz Eggert aus Paderborn 1893 eine Orgel mit mechanischen Kegelladen und 22 Registern (I. Manual: Bordun 16', Principal 8', Gedackt 8', Viola di Gamba 8', Dolce 8', Trompete 8', Octave 4', Rohrflöte 4', Octave 2', Mixtur 4f., Koppel II–I; II. Manual: Geigenprincipal 8', Liebl. Gedackt 8', Flauto amabile 8', Salicional 8', Aeoline 8', Gemshorn 4', Flûte harmonique 4'; Pedal: Violonbaß 16', Subbaß 16', Posaune 16', Octavbaß 8', Cello 8', Pedalkoppel I; Tutti, mf).

1917 mussten zu Kriegszwecken die Prospektpfeifen abgeliefert werden. 1929/30 führte die Firma Stahlhuth aus Aachen einen größeren Umbau durch. Die Disposition wurde auf 31 Register vergrößert und die Klaviaturumfänge erweitert, Windladen und Spieltisch wurden mit pneumatischer Steuerung neu eingerichtet und für das II. Manual kam ein Jalousieschweller hinzu. Der ursprünglich dreiachsige Prospekt erhielt dabei die beiden ergänzenden Außenfelder. Folgende Änderungen wurden an der Disposition vorgenommen: I. Manual: + Flaut major 8', Fugara 8', Quinte 2 2/3', – Viola di Gamba 8', Mixtur jetzt 3–5f.; II. Manual: + Gedackt 16', Gamba 8', Vox coelestis 8', Piccolo 2', Sesquialter 2f., Oboe 8', – Aeoline 8'; Pedal: + Zartbaß 16' als Transmission aus II).

Nachdem die Orgel über merere Jahrzehnte unverändert ihren Dienst versehen hatte, stand vor der Jahrhundertwende eine umfangreiche Restaurierung an, die durch die Fa. Schüßler (Greiz), Inh. Thomas Wolf, von Ende 1999 bis 2001 durchgeführt wurde – die Arbeit war Grundlage für den Ausbau des Orgelbaubetriebs, der seitdem unter dem Namen Vogtländischer Orgelbau firmiert. Das Konzept der Restaurierung sah neben der umfangreichen, sorgfältigen Restaurierung des vorhandenen Materials unter Einbeziehung der Elemente Eggerts und Stahlhuths – vor allem unter Beibehaltung der Kegelladen – die Elektrifizierung des Spieltischs und Einrichtung eines elektronischen Setzers (Fa. Heuss) sowie die Hinzufügung zweier Pedalregister vor. Für eine Verbesserung der Klangabstrahlung und der Zugänglichkeit bekam das Innere des Orgelraums eine neue Aufteilung. Die Windanlage erhielt ein größeres Gebläse und ein neues Doppelfaltenmagazin. Das Konzert der Wiedereinweihung am 21. Oktober 2001 spielte Frau Prof. Rosalinde Haas aus Frankfurt.

2012/14 erfolgte eine Neuintonation durch die F.a Klais (Bonn) abgeschlossen, in deren Rahmen das Klangbild wieder dem Zustand von 1929 angepasst wurde.

I. HAUPTWERK | C–g³
Bordun 16'

Principal 8'

Fl. major 8'

Gedackt 8'

Fugara 8'

Dolce 8'

Octave 4'

Rohrflöte 4'

Quinte 2 2/3'

Octave 2'

Mixtur 3–5f. [2']

Trompete 8'

Koppel II–I

Koppel I Sub

Koppel II–I Sub

Koppel I Super

Koppel II Super

II. SCHWELLWERK | C–g³
Gedackt 16'

Geigenprincipal 8'

Fl. amabile 8'

Liebl. Gedackt 8'

Gamba 8'

Salicional 8'

Vox coelestis 8'

Gemshorn 4'

Fl. harmonique 4'

Piccolo 2'

Sesquialter 2f. [2 2/3']

Oboe 8'

Tremulant

Koppel II Sub

Koppel II Super

PEDAL | C–f¹

Principalbaß 16' [neu 2001]

Subbaß 16'

Zartbaß 16' [Transm. II]

Violonbaß 16'

Octavbaß 8'

Gedacktbaß 8' [neu 2001]

Cello 8'

Posaune 16'

Trompete 8' [Transm. I]

Koppel I–P

Koppel II–P

Koppel I–P Super

Koppel II–P Super

Sub/Super aus Walze


Elektronische Setzeranlage (2x8x8) mit Sequenzern, Walzensetzer und Nulltaster; zwei Freie Kombinationen, Tutti, Generaltutti (alle Oktavkoppeln ohne Sub I), Handregister; Registerschweller.

Pneumatische Kegellade, elektrische Trakturen vom Spieltisch.

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D-57548 Kirchen (Sieg) | Kirchstraße 1


Quellen und Literatur: Bösken/Fischer/Thömmes (Hrsg.), Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins, Bd. 4/1, Mainz u. a. 2005, S. 486 ⋄ Festschrift zur Orgelweihe 2001 ⋄ Homepage Vogtländischer OrgelbauOrgelvorstellung auf der Internetseite der Pfarreiengemeinschaft Kirchen-Betzdorf [23.04.2023).

 

Nr. 160 | Diese Orgel habe ich am 22.08.2002 gespielt.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 23.04.2023.