Hermagor, St. Hermagoras und Fortunatus

Orgel von Josef Grafenauer (Egg), 1860.


© Gabriel Isenberg, 25.08.2004
© Gabriel Isenberg, 25.08.2004

Die spätgotische Pfarrkirche Hermagor wurde 1485 geweiht und nach dem Stadtbrand 1904 außen renoviert. Weitere Restaurierungen erfolgten ab 1963 und 1996/98; die Einrichtung ist weitgehend spätbarock.

Schon im 18. Jahrhundert gab es eine Orgel in der Kirche – das Werk eines namentlich unbekannten Orgelbauers mit fünf Registern und angehängtem Pedal. Dieses Instrument wurde später nach St. Maria in Siebenbrünn (Radendorf) übertragen.

1860 baute der Orgelbauer Josef Grafenauer eine neue Orgel für die Pfarrkirche; er stammte aus Brugg bei Egg im Gailtal. Laut Orgelbaumeister Bernhard Ottitsch dürfte die Hermagorer Orgel in der ursprünglichen Planung einmanualig konzipiert gewesen sein. 1891 wurde das Instrument durch den Sohn des Erbauers Franz Grafenauer (Egg) instandgesetzt und auf „Normalton“ gestimmt. 1904 ist eine Blasebalgreparatur belegt (von dem Stadtbrand scheint die Orgel keine Schäden davon getragen zu haben, zumal der Zugang zum Turm der Kirche rechtzeitig zugemauert wurde). Die Prospektpfeifen mussten im Krieg nicht abgeliefert werden, sind also bis heute original erhalten. Im Juni 1922 führte Rudolf Novak (Klagenfurt) eine Reparatur durch.

1964 fand im Rahmen der Kirchenrenovierung eine größere Überarbeitung der Orgel durch die Firma Novak (Klagenfurt) statt, wobei Mixtur und Octave 2’ erneuert wurden. Immer wieder gab es Überlegungen, ein größeres Instrument für die Kirche anzuschaffen. Glücklicherweise entschied man sich jedoch für den Erhalt der historischen Orgel – neben den Orgeln in der Perauer Kirche in Villach und in St. Georgen im Gailtal eines der größten (erhaltenen) Instrumente aus der Werkstatt Grafenauers. 1997 fand durch die Orgelbauwerkstatt Walter Ottitsch (Ferlach-Reßnig) unter Leitung von Bernhard Ottitsch eine grundlegende Instandsetzung nach denkmalschützerischen Gesichtspunkten statt. Dabei wurden u. a. die Register Principal 2’ und Mixtur nach Grafenauerschem Vorbild rekonstruieret und die Balganlage (die aufgrund ihrer Entfernung von der Orgel nicht genügend stabilen Wind lieferte) erneuert.

Das Gehäuse gibt den Bilck auf das dahinterliegende Fenster frei; die dreigeteilte Windlade für das I. Manual befindet sich in Kopfhöhe (Prospektpfeifen-Niveau), darunter die des II. Manuals (knapp über dem Emporenboden), dahinter das Pedalwerk (gesamte Höhe). Der Spieltisch steht vor der Orgel mit Blickrichtung ins Kirchenschiff, die Traktur verläuft durch das kleine Podest zwischen Orgel und Spieltisch.

Die Manualklaviaturen sind original erhalten. Die Registerzüge sind in einer Reihe über dem Obermanual angeordnet (von links nach rechts: Pedal, Hauptwerk, Nebenwerk), neben den Manualen links und rechts sind die Koppelzüge. Die Beschriftung an den Zügen auf Emaille-Schildern wurde 1997 erneuert, da die alten Bezeichnungen unlesbar geworden waren.

Der weiche, runde und füllige Klang bietet für liturgische wie auch konzertante Zwecke eine breite Klangpalette und gibt ein Zeugnis von der hohen Qualität des Instruments.

I. HAUPTWERK | C–c³

Bordun 16'

Principal 8'

Salicional 8'

Flöte 8'

Octave 4'

Flöte 4'

Octave 2'

Mixtur 3f.

Koppel II-I

II. UNTERWERK | C–c³

Gedeckt 8'

Gamba 8'

Rohrflöte 4'

PEDAL | C–H, Koppel bis fº

Subbass 16'

Octavbass 8'

Quintbass 6'

Koppel I-P (durchkoppelnd)


Mechanische Schleiflade.

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A-9620 Hermagor | Hauptplatz


Quellen und Literatur: Pfarrarchiv Hermagor, Orgelakte (Zustandsbericht Franz Karl Praßl, 22.11.1989 ⋄ Restaurierungsbericht Fa. Ottitsch, 30.05.1997) v Frdl. Mitteilung Bernhard Plattner ⋄ Frdl. Mitteilung Pfr. Günther Dörflinger (Hermagor) ⋄ Frdl. Mitteilung OBM Bernhard Ottitsch (Ferlach) ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 38 | Diese Orgel habe ich am 05.07.1998 zum ersten Mal gespielt, in den folgenden Jahren mehrfach auch bei Gottesdiensten und kleinen Konzerten.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 07.03.2023.