Heinsberg, St. Katharina

Orgel von Anton Feith (Paderborn), 1936, im barocken Gehäuse unbekannter Herkunft; 1975 umgebaut.


© Gabriel Isenberg, 28.05.2021
© Gabriel Isenberg, 28.05.2021

In der alten, noch aus dem 15. Jahrhundert stammenden Pfarrkirche in Heinsberg (Sauerland) hatte der Orgelbauer Ernest Frisse aus Schmallenberg eine erste Orgel erbaut. Dieses kleine, einmanualige Instrument zeigte aber offenbar schon bald nach dem Bau einige Mängel. Eine Geldanlage, die eigentlich die Besoldung des Organisten sichern sollte, musste für die Beseitigung der Fehler eingesetzt werden. Danach schweigen sich die Akten über 100 Jahre lang über die weitere Orgelgeschichte aus. Es ist zu vermuten, dass das alte Instrument zunächst in die 1767–74 neu erbaute, barocke Pfarrkirche übertragen wurde, für die es wahrscheinlich aber zu klein war. In den folgenden Jahren dürfte daher eine größere Orgel angeschafft worden sein, deren Gehäuse bis heute erhalten ist. Aus mehreren Gründen ist zu schließen, dass diese Orgel nicht ursprünglich für die Heinsberger Kirche gebaut, sondern als gebrauchtes Instrument angeschafft worden war. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass es sich bei diesem Instrument um die alte Orgel aus der durch den Stadtbrand beschädigten Attendorner Pfarrkirche gehandelt haben könnte, die nach 1783 nach Heinsberg gelangte – konkrete Belege ließen sich für diese These bislang jedoch nicht finden. Die Gehäuseformen lassen den Erbauer des Instruments im Umfeld von Franz Georg Nohl vermuten.
Für eine „gewöhnlich Dorfkirche“ hatte das Instrument, das erstmals 1834 im Rahmen einer Erneuerung durch den zu dieser Zeit in Oedingen ansässigen Orgelbauer Anton Fischer in den Akten beschrieben wird, mit 21 Registern eine beachtliche Größe. Sie war damit seinerzeit eine der größten Orgeln im Südsauerland und – wie Anton Fischer schrieb – „unter den besten“.
Nach einigen Reparaturen und Veränderungen im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts – 1856/57 durch Hugo Gerstgarbe (Assinghausen), 1907 durch Gerhard Peekel (Hagen) – beseitigte der Paderborner Orgelbauer Anton Feith 1936 das Orgelwerk und setzte in das barocke Gehäuse eine völlig neue Orgel mit 15 Registern auf pneumatischen Kegelladen.

Die Feith-Orgel wurde 1975 durch die Fa. Gebr. Stockmann (Werl) barock umdisponiert, die Traktur wurde elektrifiziert und ein neuer Spieltisch geliefert. Zuletzt erfolgte im Jahr 2023 eine Generalüberholung der Orgel durch Fa. Gebr. Stockmann (Werl).

Die Orgel verfügt heute über 14 Register und eine Windabschwächung auf zwei Manualen und Pedal. Die Pfeifen stehen auf elektrisch gesteuerten, pneumatischen Kegelladen. Im Untergehäuse sind die Pfeifen des Pedalwerks untergebracht, im Obergehäuse befindet sich das Hauptwerk – jeweils in mitraförmiger Aufstellung, d. h. mit den tiefsten Pfeifen in der Mitte. In einem schlichten Gehäuse an der Kirchenrückwand ist unten die Windanlage untergebracht; in der oberen Etage steht das nach drei Seiten mit Jalousien versehene Schwellwerk. Schwellwerks- und Hauptwerksgehäuse sind durch einen Stimmgang verbunden, auf dem die abgeführten sieben größte Pfeifen (C–Fis) des Subbaß 16' frei stehen. Der rechts auf der Empore frei stehende Spieltisch ist über elektrische Trakturen mit dem Orgelwerk verbunden, die Schwellerjalousien werden mechanisch bewegt.

I. HAUPTWERK | C–g³

Prinzipal 8'

Spitzflöte 8'

Oktav 4'

Waldflöte 2'

Mixtur 3-4f. 1 1/3'

Trompete 8'

Koppel II–I

II. SCHWELLWERK | C–g³

Gedackt 8'

Flöte 4'

Oktav 2'

Quinte 1 1/3'

Cimbel 3f.

Tremolo

PEDAL | C–f¹

Subbaß 16'

Zartbaß 16' [WA]

Oktavbaß 8'

Choralbaß 4'

Koppel II–P

Koppel I–P


Zwei freie Kombinationen, Tutti, freie Pedalumschaltung, Einzelabsteller.

Elektropneumatische Kegellade.

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D-57399 Kirchhundem | An der Kirche


Quellen und Literatur: Gabriel Isenberg, Eine These zur Herkunft des barocken Orgelgehäuses in der Pfarrkirche St. Katharina zu Heins-berg, in: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Bd. 92 (2014), S. 181–191 ⋄ Gabriel Isenberg, Orgellandschaft im Wandel (Teil 1): Orgelinventar des Kreises Olpe von den Anfängen bis 1945, in: Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Bd. 97 (2019), Heinsberg S. 115–118 ⋄ Heinsberg. Ein Dorf im Sauerland [Dorfchronik], Heinsberg 1995, S. 325f und S. 359ff ⋄ Pfarrarchiv Heinsberg in Kirchhundem ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 593 | Diese Orgel habe ich am 28.05.2021 besucht und in früheren Jahren bereits mehrfach in Augenschein genommen, u. a. für meine Veröffentlichungen zum Barockgehäuse (ohne sie dabei gespielt zu haben); erstmals gespielt habe ich sie am 28.05.2021 in Vorbereitung eines Sachverständigengutachtens.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 01.01.2025.