Hasselt, Basilika Virga Jesse

Orgel von Arnold Clérinx (Sint-Truiden), um 1860, seit 1952 in Hasselt;

restauriert und rekonstruiert durch Filip Nijs & Zonen (Nieuwerkerken), 2003.


© Gabriel Isenberg, 03.08.2005
© Gabriel Isenberg, 03.08.2005

An der Stelle der heutigen Virga-Jesse-Basilika (bis 1998 Onze-Lieve-Vrouwe-Kerk genannt) im belgischen Hasselt stand zuvor die aus dem 14. Jahrhundert stammende Clerkenkapel. Diese Kapelle erhielt Mitte des 17. Jahrhunderts die erste Orgel, die von einem Jan Coolen erbaut worden sein soll und 1666 von dem schottischen Orgelmacher Robert Gordan überholt wurde (dieser war zur gleichen Zeit in der benachbarten St.-Quirinius-Kathedrale beschäftigt).

Nach dem Einsturz des Kapellendachs 1727 wurde die heutige Kirche gebaut, die bereits 1731 eingeweiht und 1740 fertiggestellt war. Für diese Kirche baute Jean-Baptiste Le Picard aus Liège 1754 eine neue Orgel mit 13 Registern. In der Zeit der französischen Besatzung wurde die Kirche 1797 geschlossen und das Inventar nach und nach entfernt; die Orgel blieb aber offenbar bestehen. Denn nach der Wiedereröffnung der Kirche 1803 wurde die Le-Picard-Orgel 1805 an die Pfarrkirche Beek en Donk (NL) verkauft. Etwa zur gleichen Zeit erwarb die Gemeinde die alte Orgel aus der Franziskanerkirche in Hasselt, die aus dem Jahr 1789 stammte. 1852 nahm Pieter-ADam van Dinter aus Sint-Truiden einen Umbau dieser Orgel vor (Versetzung des Unterpositivs, Erneuerung von Windladen, Mechanik, Klaviaturen und Bälgen sowie Dispositionsänderungen). Durch Theodoor Ruef (Sint-Truiden) erhielt die Orgel 1895 neue Klaviaturen und ein selbständiges Pedal mit zwei Registern. Das zweite Manual wurde mit Schwelltüren versehen, und wiederum veränderte er die Disposition. Diese Orgel ging schließlich 1944 im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieg unter.

Nach dem Wiederaufbau der Kirche schaffte man 1952 eine „neue“ historische Orgel an. Diese war vermutlich von Arnold Clérinx (Sint-Truiden) um 1860 für einen unbekannten Ort erbaut und 1901 von dem Klavierhändler Louis Anthonis (Antwerpen) für 10.000 Franken an die Königliche Zoologische Gesellschaft in Antwerpen verkauft worden. Der Orgelbauer Émile Kerkhoff (Laken) stellte sie in dem dortigen Königin-Elisabeth-Saal auf und veränderte sie dabei erheblich. Er lieferte einen freistehenden Spieltisch, der mit pneumatischer Traktur die mechanischen Windladen bediente. Das zweite Manual wurde zum Schwellwerk umgebaut. Später wurde die Orgel abgebaut und bei dem Orgelbauer Jules Geurts in Bechem eingelagert. Nach dem Erwerb der Orgel durch die Kirchengemeinde in Hasselt stellte Aloïs Thunus aus Malmédy das Instrument 1952 in Hasselt auf. Dabei veränderte er das Instrument wiederum erheblich: Die Traktur wurde elektrifiziert und ein neuer elektrischer Spieltisch angeschlossen, die Disposition erfuhr einige Änderungen und das Pedal bekam eine neue Windlade mit Extensionen. Eine erneute Überholung nahm Thunus 1967 vor.

Das in den Folgejahren immer weiter in Verfall geratene Instrument sollte schließlich nach der Erhebung der Kirche zur Basilika im Jahr 1998 wiederhergestellt werden. Den Auftrag zur Restaurierung bzw. Rekonstruktion erhielt die Orgelbauwerkstatt Filip Nijs & Zonen aus Nieuwekerken – die Arbeiten wurden 2003 abgeschlossen (am Spieltisch steht „In honorem A. Clerinx, Anno 2003“). Es wurde versucht, so viel möglich des ursprünglichen Zustands wiederherzustellen. Neben den noch vorhandenen Originalpfeifen von Clerinx wurden auch Clerinx-Pfeifen von 1872 aus der Rettler-Orgel der Franziskanerkirche Sint-Truiden verwendet. Weitere Pfeifen stammen aus der Vereecken-Orgel (1903) in Berlare (Ost-Flandern) und von dem Umbau Kerkhoffs 1901. Ein paar ältere Pfeifen unbekannter Herkunft wurden ebenfalls verwendet bzw. teilweise durch neue Pfeifen ergänzt. Die Orgel hat nun wieder komplett mechanische Trakturen und eine in die Gehäusefront eingebaute Spielanlage. Durch ein eigens von Clerinx entwickeltes Transmissionssystem sind sechs Register (am Spieltisch mit gelben Zugknöpfen gekennzeichnet) gleichzeitig auf beiden Manualen spielbar; Flûte 4' ist aber auch einzeln auf dem I. und Prestant 4' einzeln auf dem II. Manual registrierbar. Flagéolet ist am Registerzug als 2' gekennzeichnet, klingt aber als 1 1/3'. Aufgrund des Transmissionssystems gibt es keine Manualkoppel.

I. POSITIF | C–g³

Flûte 4' [Transm. aus I/II]

Violine 2'

Flagéolet 2' [= 1 1/3']

< POSITIF + GRAND ORGUE >

Bourdon 8'
Gamba 8'
Salicional 8' [ab cº]
Prestant 4'
Flûte 4'
Dolce 4'

II. GRAND ORGUE | C–g³

Bourdon 16'

Montre 8'

Prestant 4' [Transm. aus I/II]

Doublette 2'

Mixture III [1 1/3']

Cornet III [Disk.]

Trompette 8' bas/sup

Hautbois 8'

Clairon bas 4'

PÉDALE | C–d¹

Soubasse 16'

Octave basse 8'

Quinte 6'

Bombarde 16'

Trompette 8'

Accoupl. POS
Accoupl. GO


Tremblant [auf das ganze Werk]

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B-3500 Hasselt | Kapelstraat 14a


Quellen und Literatur: Erik van der Heijden, Orgellandschaft zwischen Maas und Rhein, Mettlach 2005, S. 53–55 ⋄ Eigener Befund.

Nr. 244 | Diese Orgel habe ich am 03.08.2005 im Rahmen der GdO-Jahrestagung in Maastricht besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 24.02.2025.