Emmerich, St. Aldegundis

Orgel von Romanus Seifert & Sohn (Kevelaer), 1973.


Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)
Bildersammlung Gabriel Isenberg (Bildquelle unbekannt)

Der Bau der Aldegundiskirche im Stadtzentrum von Emmerich am Rhein zog sich von 1449 bis 1514 in mehreren Bauabschnitten hin. Der Turm fiel 1651 einem Brand zum Opfer und wurde 1719 wieder aufgebaut. Rund ein halb es Jahrhundert später gibt es auch die ersten Nachrichten über eine Orgel, mit deren Bau man 1764 begann. Dabei wirkte unter anderem der ortsansässige Orgelbauer Christian Müller mit, der plötzlich „mit 100 Thalern verschwunden war“, so dass die Orgel unvollendet blieb.

Daraufhin baute 1777–80 der offenbar ursprünglich aus Frankreich stammende Jacob Courtain als eines seiner ersten Werke eine neue Orgel für St. Aldegundis. Diese Orgel hatte 37 Register auf drei Manualen und Pedal und wurde in das Gehäuse der missglückten Vorgängerorgel integriert. Johann Daniel Nolting aus Emmerich führte 1790 eine Reparatur aus. Eine weitere Reparatur ist 1844 durch die Orgelbauer Kersting aus Münster nachgewiesen, die 1853/54 schließlich einen größeren Umbau vornahmen, bei dem die Orgel u. a. ein neugotisches Gehäuse erhielt. In dieser Form hatte die Orgel bis 1924 Bestand. 1925 baute Ernst Seifert (Kevelaer) eine große neue Orgel, die über 69 Register verfügte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Bis 1955 waren Langhaus und Chor wiederhergestellt, vier Jahre später kam der Turm hinzu. Doch bis zum Bau einer neuen Orgel dauerte es noch rund zwei Jahrzehnte. Die Fa. Romanus Seifert & Sohn (Kevelaer) lieferte 1973 eine neue Orgel, die mit ihrem klar gegliederten und von Rudolf Reuter entworfenen Gehäuse in der Chorapsis Aufstellung fand. Die 47 Register umfassende Disposition, die von dem Emmericher Kantor Christoph Niesemann in Zusammenarbeit mit Ernst Seifert entworfen worden war, bot vielfältige Klangmöglichkeiten, die sowohl über viele Register in hohen Fußtonlagen und Farbaliquote wie Septime und None verfügte als auch im Grundstimmenbereich relativ gut besetzt war – für die 1970er Jahre noch nicht unbedingt selbstverständlich. Das vorgesetzte Rückpositiv konnte über ein eigenes Manual in der Gehäusefront sozusagen als selbständige Chororgel gespielt werden.

1996/97 erfolgten grundlegende Restaurierungsarbeiten in der Kirche. In diesem Zuge wurde auch die Orgel durch die Fa. Seifert auf die Westempore versetzt, von wo aus sich der Klang besser im Kirchenraum entwickeln kann. Das Rückpositiv steht nun in der Emporenbrüstung, wozu das Untergehäuse neu angefertigt werden musste (jetzt ohne eigene Spielanlage). Bei dieser Gelegenheit wurden auch geringe Änderungen an der Disposition vorgenommen, so z. B. der Neubau der Trompette harmonique (im SW anstelle der None 8/9’), des Auxiliaire und der Bombarde 32’, die frei hinter dem Gehäuse steht. Anstelle der drei freien Kombinationen und der zusätzlichen Pedalkombination steht dem Organisten jetzt eine elektronische Setzeranlage mit 2048 Kombinationen zur Verfügung. Der Spieltisch ist frei zwischen dem Rückpositiv und dem Hauptgehäuse aufgestellt. Die Orgel der Aldegundiskirche ist eines der größten Instrumente im weiteren Umkreis.

I. HAUPTWERK | C–g³

Gedacktpommer 16’

Prinzipal 8’

Rohrflöte 8’

Gambe 8’

Oktave 4’

Koppelflöte 4’

Superoktave 2’

Septime 1 1/7’

Cornett 5f.

Mixtur 4–6f. 1 1/3’

Quintzimbel 3f.

Trompete 16’

Trompete 8’

Koppel II an I

Koppel III an I

Aux an I

 

II. SCHWELLWERK | C–g³

Holzprinzipal 8’

Quintatön 8’

Salicional 8’

Vox coelestis 8’

Oktave 4’

Traversflöte 4’

Nasard 2 2/3’

Waldflöte 2’

Terz 1 3/5’

Oktävlein 1’

Mixtur 5f. 1’

Englisch Horn 16’

Hautbois 8’

Trompette harm. 8’ [1997]

Clairon 4’

Tremulant

Koppel III an II

II. AUXILIAIRE | C–g³

Tuba 8’ [1997]

Superkoppel Aux

Subkoppel Aux

III. RÜCKPOSITIV | C–g³

Holzgedackt 8’

Venezianerflöte 4’

Prinzipal 2’

Sesquialtera 1–2f.

Scharff 4f. 2/3’

Vox humana 8’

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Prinzipalbaß 16’

Subbaß 16’

Quintbaß 10 2/3’

Oktave 8’

Flûte 8’

Choralbaß 4’

Nachthorn 2’

Rauschbaß 4f.

Hintersatz 3f.

Bombarde 32’ [1997]

Posaune 16’

Trompete 8’

Schalmei 4’

Koppel I an P

Koppel II an P

Koppel III an P

Aux an P

 


2048fache elektronische Setzeranlage (16x8x8x2) mit Sequenzern und Nulltaster.

Schleiflade mit mechanische Spieltraktur und elektrischer Registertraktur.

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D-46446 Emmerich am Rhein | Kaßstraße 57


Quellen und Literatur: A. Jansen, De Orgelmaker Jacob Courtain, in: Maarten Seijbel (Hg.), Twintig verhalen over het orgel en nog wat, deel 1, Elburg 1998, S. 129, 141–143 ⋄ Gustav K. Ommer, Neuzeitliche Orgeln am Niederrhein, München Zürich 1988, S. 100 ⋄ Paul Seesing, Orgel und Organisten der St.-Martini-Kirchengemeinde Emmerich, Emmerich 1999, S. 6–7 ⋄ Die neue Seifert-Orgel in St. Aldegundis, Emmerich, in: Musica sacra 1974/6, S. 373 f ⋄ Eigener Befund.

 

Nr. 141 | Diese Orgel habe ich am 15.09.2001 besucht.

© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 27.11.2023.