Orgel von Gebr. Stockmann (Werl), 1995.
Neben Attendorn und Wormbach gehört Elspe zu den ältesten Kirchorten des Sauerlands. Die jetzige Kirche wurde im 13. Jahrhundert unter Beibehaltung älterer Turmteile errichtet. In den folgenden Jahrhunderten gab es zahlreiche Veränderungen, 1883 wurde die Kirche nach Entwürfen des Paderborner Diözesanbaumeisters Arnold Güldenpfennig erneut umgebaut und erweitert. Weitere Renovierungen erfolgten 1935 und 1963. Bedeutend ist das nach neueren Untersuchungen auf das 10. Jahrhundert datierte Elsper Mirakelkreuz.
Es gibt keine Nachrichten darüber, ob es vor 1700 eine Orgel in der Elsper Pfarrkirche gab. Den ersten gesicherten Nachweis zu einer Orgel in der Elsper Pfarrkirche haben wir aus dem Jahr 1705, als am 23. April des Jahres der Vertrag zum Bau einer neuen Orgel mit dem Bielefelder Orgelbauer Henrich Reinking geschlossen wurde. Es wurde eine Disposition mit 13 Registern vereinbart (darunter die Trompete in Bass und Diskant geteilt), die Windlade sollte als Springlade gebaut werden. Beim Bau fügte Reinking eine Fleut deux als weiteres Register sowie ein angehängtes Pedal hinzu. Das Gehäuse und die Schnitzerein gestaltete die Attendorner Bildhauerfamilie Sasse. Spätestens 1706 war die Orgel fertiggestellt, nur wenig später dürfte Henrich Reinking verstorben sein.
1742 nahm der Orgelbauer Theodor Nohl eine größere Reparatur an dem Instrument vor; und 1792/93 erfolgte ein Umbau durch Johann Gerhard Nohl – die ursprünglich geplante Ergänzung eines eigenständigen Pedalwerks kam dabei jedoch nicht zur Ausführung.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Orgel regelmäßig gewartet, aber wesentliche Änderungen gab es nicht. Auch im Rahmen derKirchenerweiterung 1883 gab es offenbar keine Veränderungen an dem Instrument, jedoch verschlechterte sich ihr Zustand zunehmend, so dass es 1899/1900 zum Bau einer neuen Empore und einer neuen Orgel kam. Das 1900 fertiggestellte Instrument lieferte die Orgel-baufirma Gebr. Stockmann aus Werl – die Disposition umfasste 23 Register auf zwei Manualen und Pedal bei pneumatischen Kegelladen. Im Rahmen einer Kirchenrenovierung 1963/64 wurde auch die Orgel grundlegend umgebaut und in die Turmnische verlegt. Dabei erhielt die Orgel neue rein elektrische Kegelladen, einen neuen Spieltisch sowie einen neuen Freipfeifenprospekt ohne umschließendes Gehäuse. Die am 22. März 1964 eingeweihte Orgel hatte nun 24 Register bei einer zeittypisch neobarock geprägten Disposition.
Der Umbau erwies sich jedoch auf lange Sicht sowohl technisch wie auch klanglich als nicht besonders günstig, so dass es 1995 zum Bau einer neuen Orgel kam, wofür erneut die Orgelbauwerkstatt Gebr. Stockmann (Werl) beaugtragt wurde. Insgesamt 17 Register fanden dabei aus der Vorgängerorgel wieder Verwendung. Allerdings hat die neue Orgel nun ein umschließendes Gehäuse und mechanische Schleifladen – insgesamt verfügt sie über 26 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die von Rainer Ebben (Fa. Stockmann) intonierten Register bilden ein gut aufeinander abgestimmtes Klanggefüge mit Kraft und Vielseitigkeit. Zu bedauern ist, dass 1995 nicht die Gelegenheit genutzt wurde, dem Hauptwerk (in Ergänzung zum Registerbestand von 1964) noch eine leise 8'-Stimme (Flöte oder Gedackt) hinzuzufü-gen.
Die Spielanlage ist frontal in das Orgelgehäuse eingebaut; die Registerzüge befinden sich alle links neben Notenpult und Manualen. Die Koppeln können auch über die korrespondierenden Fußtritte geschaltet werden.
I. HAUPTWERK | C–g³
Bordun 16’
Principal 8’
Gamba 8’
Octave 4’
Hohlflöte 4’
Quinte 2 2/3’
Octave 2’
Waldflöte 2’
Mixtur 4-5f. 1 1/3’
Trompete 8’
Tremulant
Koppel II-I
II. SCHWELLWERK | C–g³
Gedackt 8’
Weidenpfeife 8’
Principal 4’
Gemshorn 4’
Nasard 2 2/3’
Rohrflöte 2’
Terz 1 3/5’
Scharff 3f. 1’
Rohrschalmey 8’
Tremulant
PEDAL | C–f¹
Subbaß 16’
Octavbaß 8’
Gedacktbaß 8’
Choralbaß 4’
Bauernflöte 2’
Hintersatz 3f. 2 2/3’
Posaune 16’
Pedalkoppel I
Pedalkoppel II
Mechanische Schleiflade.
D-57368 Lennestadt-Elspe | Kaiser-Otto-Straße
Quellen und Literatur: Pfarrarchiv Elspe ⋄ Gabriel Isenberg, Geschichte der Orgeln in Elspe - Neue Einblicke in eine über 300-jährige Orgelgeschichte, in: Südsauerland.
Heimatstimmen aus dem Kreis Olpe, Folge 264 3/2016, S. 252–274 ⋄ Eigener Befund.
Nr. 308 | Diese Orgel habe ich zum ersten Mal am 25.10.2008 bei einem Gottesdienst gespielt.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 15.02.2025.
www.orgelsammlung.de
© Dr. Gabriel Isenberg, 2023/25