Orgel von Philipp Furtwängler (Elze), 1859.
Die imposante Backsteinbasilika St. Petri in Buxtehude entstand gegen Ende des 13. Jahrhunderts und war um 1320 fertiggestellt. Der durch Blitzschlag 1853 zerstörte Turm wurde in den Folgejahren nach Plänen des Hamburger Architekten J. Wimmel wiederhergestellt. Und in den Jahren 1898/99 wurde die Kirche durch K. Börgemann aus Hannover durchgreifend erneuert.
Bereits im 16. Jahrhundert verfügte die Kirche über eine Orgel, die 1545 nachgewiesen ist – ihr Erbauer sowie weitere Details sind jedoch nicht überliefert. Am 31. Mai 1699 schloss die Kirchengemeinde den Vertrag zum Bau einer neuen Orgel mit dem berühmten Hamburger Orgelbauer Arp Schnitger. Das 36 Register auf drei Manualen und Pedal umfassende Instrument war 1701 fertiggestellt.
1732 führte der Lüneburger Orgelbauer Johann Matthias Hagelstein eine größere Reparatur der Schnitger-Orgel durch, wobei er auch die Disposition im Brustwerk änderte. Erneute Veränderungen erfolgten im Rahmen einer Instandsetzung durch Dietrich Christoph Gloger (Stade) 1760/61. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts reparierten 1808 Nikolaus Rechten (Lüneburg) und 1828/29 Johann Heinrich Hoffmann (Hamburg) die Orgel. Und 1844 nahm Ernst Wilhelm Meyer (Hannover) eine Umdisponierung des Pedalwerks vor. Durch den Turmbrand im Jahr 1853 erfuhr die Schnitger-Orgel so starke Schäden, dass sie durch einen Neubau ersetzt werden musste.
Daraufhin erhielt nach der Wiederherstellung der Kirche der Orgelbauer Philipp Furtwängler in Elze den Auftrag zum Bau einer neuen Orgel, wozu der Vertrag am 24. Juni 1857 unterzeichnet wurde. Über die vertragliche Vereinbarung hinaus baute Furtwängler sieben weitere Register, so dass die Orgel nun 52 Register umfasste. Die Abnahme der fertigen Orgel fand am 15. Oktober 1859 durch den Hamburger St.-Petri-Organisten Georg Heinrich Friedrich Armbrust statt. Mit ihren rund 3300 Pfeifen ist die Buxtehuder Orgel Furtwänglers zweitgrößtes Instrument und gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse des frühromantischen Orgelbaus in Norddeutschland.
Im Laufe der folgenden hundert Jahre wurden nur kleinere Arbeiten an der Orgel vorgenommen: 1868 reparierte Johann Hinrich Röver aus Stade die Orgel, 1895 und 1932 nahm die Firma P. Furtwängler & Hammer (Hannover) Reinigungen und Generalüberholungen vor. Die 1917 für die Rüstungsindustrie abgegebenen Prospektpfeifen wurden später durch Zinkpfeifen ersetzt.
Bereits 1969 fasste die Kirchengemeinde den Plan zur Restaurierung der Orgel, deren Pfeifenwerk durch Bleipest-Befall teils stark gefährdet war. Es folgten jahrelange Diskussionen um die Behandlung der befallenen Pfeifen, zwischendurch bezeichnete man die Orgel gar als „unrestaurierbar“. Erst rund zehn Jahre später konnten die konkreten Restaurierungspläne daher wiederaufgegriffen und am 28. September 1981 der Restaurierungsauftrag an die Orgelbauwerkstatt Alfred Führer in Wilhelmshaven vergeben werden. Es stellte sich heraus, dass im Laufe der Zeit rund 600 Pfeifen (teilweise ganze Register) verlorengegangen waren, die nun im Rahmen der umfassenden Restaurierung nach originalen Vorbildern rekonstruiert werden mussten. Die Wiedereinweihung des restaurierten Instruments fand am 6. Januar 1985 statt.
Im Rahmen einer weiteren Überholung und „Nachrestaurierung“ rekonstruierte der Orgelbauer Rowan West aus Altenahr 2006 die sieben gemischten Stimmen und überarbeitete die Intonation bei leicht herabgesetztem Winddruck (bei Führer 80 mmWS, bei West 75 mmWS). Hinter der imposanten Prospektfassade ist das Orgelgehäuse offen. Die Spielanlage ist frontal in die Orgel eingebaut; die Registerzüge befinden sich zu beiden Seiten: links für I. und II. Manual, rechts für I. und III. Manual, jeweils unten für Pedal. Die Temperierung ist gleichschwebend, die Stimmtonhöhe liegt bei a¹ = 450 Hz (bei Führer 455 Hz).
I. MANUAL | C–f³
Bordun 16'
Principal 8'
Gemshorn 8'
Quintatön 8'
Rohrflöte 8'
Quinte 5 1/3'
Octav 4'
Gemshorn 4'
Rohrflöte 4'
Quinte 2 2/3'
Octav 2'
Cornett 3–5f.
Mixtur 4f.
Cymbel 3f.
Trompete 16'
Koppel II–I
Octavant [Superoktavkop.]
II. MANUAL | C – f³
Quintatön 16'
Principal 8'
Hohlflöte 8'
Gedact 8'
Gamba 8'
Octav 4'
Gedact 4'
Viola 4'
Spitzquinte 2 2/3'
Octav 2'
Mixtur 4f.
Scharf 3f.
Spitzig 2f.
Trompete 8'
Koppel III–II
III. MANUAL | C–f³
Gamba 16'
Geigenprincipal 8'
Salicional 8'
Spitzflöte 8'
Rohrflöte 8'
Dolceflöte 8'
Flöte 8'
Octav 4'
Salicet 4'
Spitzflöte 4'
Gedactflöte 4'
Waldlöfte 2'
Harmonia 2f.
PEDAL | C–d¹
Principalbaß 16'
Subbaß 16'
*Violonbaß 16'
Quintenbaß 10 2/3'
Principal 8'
*Bordun 8'
*Violoncello 8'
Octav 4'
Posaunenbaß 16'
Trompete 8'
Pedalkoppel
Erstes Pedal [= Pianoped. mit den *gekennzeichneten Registern]; Kalkant.
Mechanische Schleiflade.
D-21614 Buxtehude | Bei der Kirche 1
Quellen und Literatur: Fritz Schild, Bericht über die Restaurierung der Orgel in der St. Petri-Kirche zu Buxtehude, Wilhelmshaven 1984 ⋄ Kirchengemeindelexikon ⋄ Eigener
Befund.
Nr. 342 | Diese Orgel habe ich am 20.10.2009 gespielt.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 01.03.2025
www.orgelsammlung.de
© Dr. Gabriel Isenberg, 2023/25