Altenbochum, Liebfrauenkirche

Orgel von Siegfried Sauer (Höxter), 1998; im Gehäuse und mit Pfeifenwerk der Eggert-Orgel von 1904.


© Christoph Hanke, 09.08.2023 (mit freundlicher Genehmigung)
© Christoph Hanke, 09.08.2023 (mit freundlicher Genehmigung)

Die neugotische Pfarrkirche in Altenbochum ist ein Bau des Bochumer Architekten Hermann Wielers. Sie wurde am 24. September 1890 auf den Namen „Rosenkranz-Kirche“ geweiht, später hat sich aber der Name „Liebfrauenkirche“ eingebürgert.

Im August 1891 erhielt die Kirche ihre erste Orgel: Dieses Instrument hatte der Orgelbauer Richard Ibach in Barmen für die Weltausstellung in Antwerpen 1885 erbaut – nachdem die Orgel aber nicht rechtzeitig fertiggestellt war, fand sie zunächst einige Jahre in der katholische Kirche in Barmen Aufstellung, bevor sie 1891 schließlich nach Altenbochum kam. Die Ibach-Orgel hatte 11 Register und war nach dem pneumatischen Hebelladensystem konstruiert.

1904 schaffte die Kirchengemeinde Altenbochum ein größeres Instrument an. Die neue Orgel stammte aus der Orgelbauanstalt Franz Eggert, Inh. Anton Feith, in Paderborn und wurde zu Ostern 1904 eingeweiht. Die 35 klingenden Register waren auf zwei Manuale und Pedal verteilt und wurden über das pneumatische Kegelladensystem gesteuert. Da die Altenbochumer Kirche eine der ersten mit elektrischem Strom war, der von der Straßenbahnleitung abgezweigt wurde, konnte die Orgel auch bereits elektrisch betrieben werden. Das zweigeteilte neugotische Gehäuse, das die Firma Goldkuhle in Essen ausführte, gibt den Blick auf das Rosettenfenster frei.

Außer der Abgabe der Prospektpfeifen hatte die Orgel keine weiteren Schäden durch die beiden Weltkriege erlitten. Doch zeigte sich Anfang der 1950er Jahre die Notwendigkeit einer umfassenden Reparatur der Orgel. Die Arbeiten führte der Hattinger Orgelbauer Alfred Raupach 1954 durch. Dabei wurde die Orgel nicht nur instandgesetzt, sondern komplett neu intoniert und um 12 Register im neobarocken Sinne erweitert. Weitere Reparaturarbeiten folgten 1973. 1986 wurde das Werk abermals verändert und von Orgelbau Gebr. Stockmann (Werl) auf mechanische Schleifladen umgestellt.

Zuletzt war der Zustand aber nicht mehr zufriedenstellend, so dass ein technischer Neubau der Orgel in Angriff genommen wurde. Den Auftrag erhielt die Firma Siegfried Sauer aus Höxter. Dabei wurde die Orgel in ihrer technischen Anlage komplett neu nach dem mechanischen Schleifladensystem angelegt. Historische Bestandteile sind das Gehäuse und ein Teil des Pfeifenwerks (20 Register). Die Orgel konnte zum Pfingstfest 1998 eingeweiht werden. Die Disposition entwarfen Prof. Winfried Schlepphorst und Orgelbaumeister Siegfried Sauer in Zusammenarbeit mit dem Orgelsachverständigen Hans Georg Boßhammer und dem Organisten Johannes Keller. Raphael Jürgens und Johannes Falke aus der Firma Sauer intonierten das Werk im „neoromantischen“ Sinne.

Im linken Gehäuseteil sind Haupt- und Schwellwerk untergebracht. Solo und Pedal stehen im Gehäuse an der rechten Seite. Der Spieltisch ist etwas schräg frei vor das linke Gehäuse gestellt. Die Registerwippen sind wie üblich links und rechts neben den Manualen angelegt. Die Spielhilfen werden über Drucktasten unter dem Manual und über Fußpistons geschaltet.

I. SOLOWERK | C–a³

Rohrflöte 8’

Salicional 8’

Blockflöte 4’

Nasat 2 2/3’

Octavin 2’

Terz 1 3/5’

Cymbal 3f. 1’

Clarinette 8’

Tremulant

Glockenspiel [vorber.]

Zimbelstern

Koppel III–I

II. HAUPTWERK | C–a³

Prinzipal 16’

Prinzipal 8’

Holzflöte 8’

Gemshorn 8’

Oktave 4’

Rohrflöte 4’

Quinte 2 2/3’

Oktave 2’

Cornett 5f. 8’

Mixtur 5f. 2’

Trompete 8’

Koppel III–II

Koppel I–II

III. SCHWELLWERK | C–a³

Bordun 16’

Flûte harmonique 8’

Holzgedackt 8’

Gamba 8’

Vox coelestis 8’

Prinzipal 4’

Querflöte 4’

Doublette 2’

Quinte 1 1/3’

Fourniture 5f. 2 2/3’

Basson 16’

Tromp. harmon. 8’

Hautbois 8’

Vox humana 8’

Clairon 4’

Tremulant

PEDAL | C–f¹

Prinzipalbaß 16’

Subbaß 16’

Quinte 102/3’

Prinzipalbaß 8’

Gedackt 8’

Choralbaß 4’

Hintersatz 4f. 2 2/3’

Posaune 16’

Trompete 8’

Clairon 4’

Koppel III–P

Koppel II–P

Koppel I–P


Elektronische Setzeranlage (4x8x8) mit Sequenzern (Gruppenschalter für Sequenzer: I bis IV, abschließbar II und III-IV), Tutti, Nulltaster, frei einstellbares Registercrescendo (Pistons: W. an, alle Koppeln, Sequenzer, Pleno; drei Crescendo-Speicher).

Schleifladen mit mechanischer Spieltraktur und elektrischer Registertraktur.

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

D-44803 Bochum | Liebfrauenstraße 5


Quellen und Literatur: Die Sauer-Orgel in der Pfarrkirche zu Bochum-Altenbochum, Festschrift, Bochum 1998 ⋄ Eigener Befund.

Nr. 175 | Diese Orgel habe ich am 09.08.2003 im Rahmen der GdO-Orgeltagung in Bochum besucht.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 31.03.2025.