Orgel von Johannes Klais Orgelbau (Bonn), 1980.
Im Jahre 1133 wurde das Kloster in Altenberg unter Abt Berno gegründet, der zwölf Jahre später den Grundstein zu einem neuen Kirchbau im Tal legte. Um 1200/20 ist der Baubeginn der romanischen Klosteranlage anzusetzen. Der Grundstein zum heute noch bestehenden Kirchbau wurde 1259 gelegt. Nachdem das Querhaus bereits um 1275 fertiggestellt war, fand die Kirchweihe erst 1379 statt. Die Klosteranlage wurde 1496/1517 vollendet.
Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1803 aufgelöst. In der Folgezeit zerfielen die Gebäude nach und nach, 1815 brannten Kloster und Kirchendach, 1821 und 1830 stürzten Teile der Kirche ein. Franz-Egon von Fürstenberg-Stammheim erwarb das Kirchengrundstück 1834 und begann mit dem Wiederaufbau der Kirchen- und Klostergebäude. Der restaurierte Bergische Dom wurde 1847 eingeweiht. Seit 1857 wird der Dom simultan von beiden Konfessionen genutzt. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurden immer weiter restaurative Arbeiten am Dom durchgeführt, die 1911 abgeschlossen werden konnten. Eine erneuerte Instandsetzung der Kirche fand in den Jahren 1963 bis 1967 statt. Zwischen 1995 und 2006 wurde der Dom grundlegend saniert und restauriert.
Eine erste Orgel ist in den Altenberger Quellen unter Abt Johannes Rente (1430-1440) nachweisbar; diese Orgel wurde unter Abt Heinrich Rouffer von Brauweiler (1496-1517) durch zwei neue ersetzt. Diese wurden oftmals repariert, zum Teil verlegt und erneuert und fielen schließlich wie so vieles in Altenberg den Folgen der Säkularisation zum Opfer.
Im nach der Säkularisation wiederhergestellten Dom bauten die Orgelbauer Gebr. Müller aus Reifferscheid 1872 die erste große Orgel mit 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal. 1902 begann Ernst Seifert (Köln-Mansfeld) mit dem Bau einer neuen Orgel, von der 1912 erst zwei Register provisorisch aufgestellt werden konnten. 1927 schließlich war die Orgel – an der Wand des Südquerhauses untergebracht – vollendet. Zu ihrer Einweihung, die bereits 1912 stattgefunden hatte, schrieb der Komponist Max Bruch seine „Hymne an Altenberg“ für vierstimmigen Chor, zwei Trompeten, drei Posaunen, Pauken und Orgel.
In den 1970er Jahren häuften sich Klagen über gravierende klangliche und technische Mängel an der Orgel, so dass ein Neubau ins Auge gefasst wurde. Im Dezember 1976 erfolgte die Ausschreibung für den Neubau der Orgel; aus den Angeboten von vier Orgelbauanstalten erhielt die Firma Johannes Klais (Bonn) den Zuschlag. Im Januar 1978 wurde die alte Orgel abgebrochen, die einzelnen Pfeifen wurden verkauft, um aus diesen Mitteln die Finanzierung der neuen Orgel mittragen zu können. Gutachten für den Orgelstandort erbrachten, dass die neue Orgel um mindestens 4 Meter gegenüber dem alten Standort vorverlegt werden musste, um den Kirchenraum klanglich optimal ausfüllen zu können. Am 20. April 1980 schließlich konnte in einem ökumenischen Festgottesdienst die neue Orgel geweiht werden. Seit 1988 findet in Altenberg jählich die „Internationale Orgelakademie“ statt, die eine Begegnung von Studentinnen und Studenten der Kirchenmusik, vornehmlich des Faches Orgel, mit Meisterschülern und Meisterorganisten auf europäischer Ebene ermöglicht. Einrichtungen der Akademie sind Konzerte, Symposien und Workshops. Zentrales Thema der Orgelakademie ist die Kunstform der Improvisation auf dem Gebiet der Orgelmusik.
Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten am Dom erfuhr auch die Domorgel in den Jahren 2005 bis 2007 einige Erneuerungen und Renovierungen. So wurde die Intonation erneuert und die Disposition um 4 Pedalregister plus zwei Hochdruckregister erweitert.
Die Altenberger Domorgel hat zwei Spieltische: zum einen den mechanischen Spieltisch in der Orgel selbst, der zwischen Hauptgehäuse und Rückpositiv eingebaut ist, und zum anderen den fahrbaren Spieltisch, der gegenüber der Orgel an der Nordseite des Langschiffes steht. Von ihm aus kann die Orgel klanglich vom Organisten ausgewogen gehört werden. Im fahrbaren Spieltisch sind die Kippschalter für die Register in Reihen links und rechts neben den Manualen angelegt. Die Setzeranlage ist durch Druckschalter zu betätigen, die sich unter bzw. zwischen den Manualen befinden. Anzeigen über dem vierten Manual geben den Stand der Schweller, der Walze und der Kombinationen an. Die Kombinationstritte und sämtliche Pedalkoppeln sind nochmals als Fußpuffer vorhanden.
Die Orgel ist nach dem bewährten mechanischen Schleifladensystem erbaut. Die Spieltrakturen des eingebauten Spieltisches sind mechanisch. Die Registertrakturen und die Übertragung vom fahrbaren Spieltisch sind elektrisch. Die Setzeranlagen beider Spieltische korrespondieren miteinander.
* = neue Register seit 2005/07
I. Rückpositiv C – a³ |
II. Hauptwerk C – a³ |
III. Schwellwerk C – a³ |
1 Praestant 8’ 2 Holzgedackt 8’ 3 Quintadena 8’ 4 Bifaria 8’ 5 Principal 4’ 6 Rohrgedackt 4’ 7 Octave 2’ 8 Spillflöte 2’ 9 Quinte 11/3’ 10 Sesquialter 2f 11 Scharff 5f 12 Cymbel 3f 13 Dulcian 16’ 14 Cromorne 8’ 15 Tremulant 16 III-I 17 IV-I O [Glockenspiel] |
18 Praestant 16’ 19 Bordun 16’ 20 Principal 8’ 21 Doppelflöte 8’ 22 Gemshorn 8’ 23 Quinte 51/3’ 24 Octave 4’ 25 Offenflöte 4’ 26 Terz 31/5’ 27 Quinte 22/3’ 28 Superoctave 2’ 29 Cornet 5f 30 Mixtura Major 5f 31 Mixtura Minor 4f 32 Fagott 16’ 33 Trompete 8’ 34 Trompete 4’ 35 I-II 36 III-II *37 III-II Sub 38 IV-II |
100 Viola 16’ 101 Geigenprincipal 8’ 102 Flute Harmonique 8’ 103 Gamba 8’ 104 Vox coelestis 8’ 105 Weitoctave 4’ 106 Flute Octaviante 4’ 107 Salicet 4’ 108 Octavin 2’ 109 Dolkan 2’ 110 Harmonia Aetheria 4f 111 Fourniture 6f 112 Bombarde 16’ 113 Trompette Harmon. 8’ 114 Hautbois 8’ 115 Clairon Harmonique 4’ 116 Tremulant 117 IV-III *Schwellerkoppel III-IV |
IV. Brustwerk C – a³ |
Trompeteria C – a³ |
Pedal C – g¹ |
86 Spitzgamba 8’ 87 Rohrflöte 8’ 88 Traversflöte 8’ 89 Holzprincipal 4’ 90 Blockflöte 4’ 91 Nasard 22/3’ 92 Prinzipal 2’ 93 Terz 13/5’ 94 Larigot 11/3’ |
67 Clarin Brillante Bass 2’ 68 Trompeta Magna D. 16’ 69 Tromp. de Batalla B. 8’ 70 Tromp. de Batalla D. 8’ 71 Bajoncillo Bass 4’ 72 Bajoncillo Diskant 4’ 73 Orlos Baß 8’ 74 Orlos Diskant 8’ 75 Tr.-P |
39 Praestant 32’ 40 Principal 16’ 41 Subbass 16’ *42 Zartbass 16’ 43 Violon 16’ *44 Quinque Decim. 102/3’ 45 Octave 8’ 46 Spitzgedackt 8’ 47 Cello 8’ |
95 Sifflet 1’ 96 Septime 4/7’
97 Actua 4f 99 Tremulant |
76 Tr.-II 77 Tr.-IV |
48 Superoctave 4’ 49 Gedacktflöte 4’ 50 Jubalflöte 2’
51 Basszink 3f *54 Donner 64’ 55 Contraposaune 32’ *56 Contrafagott 32’ 57 Posaune 16’ 58 Basson 16’ *59 Trompete 8’ 60 Holztrompete 8’ 61 Klarine 4’ 62 I-P 63 II-P 64 III-P 65 III-P super 66 IV-P |
* Tuba C – a³ |
78 Tuba 16’ 79 Tuba 8’ 80 Tuba-I 81 Tuba-II 82 Tuba-III 83 Tuba-IV 84 Tuba-P 85 Tuba 8’ - P Sub |
Spielhilfen |
bis 2007: Setzeranlage mit 32 freien Kombinationen je Schlüssel (4x8x4) 8 freie Kombinationen pro Werk Crescendowalze Jalousieschweller für 3. (Schwellwerk) und 4. Manual (Brustwerk) Anzeigen für Schweller, Crescendo und Kombinationen Geschwindigkeitsregler für die Tremulanten
seit 2007: Setzeranlage mit 1 Mio. Kombinationen |
Die Orgel im Altenberger Dom, Bergisch Gladbach 1980
Wolfgang Guhswald, Faszination einer Domorgel. Die Klais-Orgel von 1980 im Dom zu Altenberg, Odenthal 1988
Eugen-Heinen-Platz • D-51519 Odenthal
© Gabriel Isenberg, 2004 / 2010
www.orgelsammlung.de
© Dr. Gabriel Isenberg, 2023