Orgel von G. F. Steinmeyer & Cie. (Oettingen), 1934, im Gehäuse der Orgel von Daniel Felix Streit (Kulmbach), 1714.
Die Bayreuther Sophienkirche wurde 1705-11 zusammen mit dem neuen Stadtteil St. Georgen errichtet. Die Pläne entwarf der fürstliche Oberbaumeister Gottfried von Gedeler. Der Turm stammt aus den Jahren 1716-18 nach Entwürfen von Johann David Räntz. Die Kirche erhielt zur Einweihung den Namen „Sophienkirche zur heiligen Dreifaltigkeit“. Daneben wurde die Kirche bereits 1705 als Ordenskapelle oder Ordenskirche des markgräflichen „ordre de la sincérité“ bezeichnet, für den die Kirche als Versammlungsort diente.
Der imposante Kanzelaltar der Ordenskirche stammt genauso wie der Orgelprospekt aus der Hand des Künstlers Elias Räntz. Das Orgelwerk dazu schuf der Kulmbacher Orgelbauer Daniel Felix Streit 1714. Die Herstellungskosten von fast 900 Gulden musste auf Befehl des Markgrafen das Hospital in Bayreuth tragen, in einer Orgelinschrift wurde dessen „freie Mildtätigkeit“ gerühmt.
Im Jahr 1765 reparierte Ernst Wiegleb (Kulmbach) die Orgel. 1851 wurde das Orgelwerk durch einen Neubau von Ludwig Weineck (Bayreuth) ersetzt, das Gehäuse blieb erhalten.
Die heutige Gestalt der Orgel geht auf den Neubau (Opus 1580) der Orgelbauwerkstatt G. F. Steinmeyer & Cie. (Oettingen) aus dem Jahre 1934 zurück. Mit dem Pedalwerk erstreckt sich nun ein Teil der Orgel fast unsichtbar bis hinunter zur Kanzelebene. Weiterhin kamen die beiden Brüstungspositive „Evangelienorgel“ (Register 21–25) und „Epistelorgel“ (Register 26–29) hinzu. Der fahrbare Spieltisch wurde auf die rechte obere Seitenempore verlagert und mit einer elektropneumatischen Traktur versehen. Die 42 Register (inklusive drei Transmissionen) sind auf drei Manuale und Pedal verteilt.
Im Zuge einer umfassenden Kirchensanierung wurde die Orgel 2001 durch die Fa. Deininger & Renner (Oettingen) grundgereinigt, instandgesetzt und die Spielanlage erneuert. Dabei wurden zahlreiche Oktavkoppeln ergänzt.
Der Spieltisch wurde bei dieser Arbeit erneuert (neue Registertafeln etc.). Die Registerwippen sind links und rechts neben den Manualen angeordnet sowie über dem dritten Manual, dort auch die Koppelwippen. Oben rechts ist eine große Crescendo-Uhr angebracht. Unter dem ersten Manual sind die Druckknöpfe für die Setzeranlage eingelassen. Die Spielhilfen und Normalkoppeln sind außerdem über Fußpistons zu bedienen.
Klanglich wirkt die Orgel mit ihrer Register- und Koppelfülle für den Raum mit der trockenen Akustik sehr kräftig, fast etwas aggressiv. Der Klangcharakter der meisten Einzelstimmen ist recht schwach ausgeprägt.
I. HAUPTWERK | C–g³
Bordun 16'
Prinzipal 8'
Gemshorn 8'
Rohrgedeckt 8'
Oktav 4'
Spitzflöte 4'
Nachthorn 2'
Quinte 2 2/3'
Mixtur 1 1/3'
Trompete 8'
Koppel III-I
Koppel II-I
Superoktavkoppel III-I
Suboktavkoppel III-I
Suboktavkoppel II-I
II. BRÜSTUNGSPOSITIV | C–g³
Singend Gedackt 8'
Blockflöte 4'
Prästant 2'
Terz 1 3/5'
Superquint 1 1/3'
Nachthorn 1'
Cymbel 1/4'
Krummhorn 8'
Geigens Regal 4'
Tremulant
Koppel III-II
Superoktavkoppel III-II
Suboktavkoppel III-II
III. SCHWELLWERK | C–g³
Koppelflöte 8'
Quintatön 8'
Geigenprinzipal 4'
Gedeckt 4'
Waldflöte 2'
Großmixtur 2 2/3'
Sesquialter 2 2/3'
Scharf 1/2'
Fagott 16'
Oboe 8'
Superoktavkoppel III
PEDAL | C–f¹
Kontrabaß 16'
Subbaß 16'
Bordun 16'
Violon 8'
Rohrgedackt 8' [Tr. I]
Prinzipal 4'
Rohrgedackt 4' [Tr. I]
Choralbaß 2'
Pedalmixtur 2'
Posaune 16'
Trompete 8' [Tr. I]
Trompete 4'
Singend Regal 2'
Tremolo
Koppel III-P
Koppel II-P
Koppel I-P
Superoktavkoppel III-P
Elektronische Setzeranlage (8x8x2) mit Sequenzern, Tutti und Nulltaster (abschließbar); Crescendowalze mit Uhr und Abschalter; Zg. ab; Einzelabsteller für Zungen.
Elektropneumatische Kegelladen.
D-95448 Bayreuth-St. Georgen | St. Georgen 50
Quellen und Literatur: Hermann Fischer und Theodor Wohnhaas, Historische Orgeln in Oberfranken, München/Zürich 1985, S. 72 ⋄ Die Ordenskirche (Kirchenführer), S. 11-13 ⋄ Wiedereinweihung Ordenskirche Bayreuth-St. Georgen, März 2002 ⋄ Eigener Befund.
Nr. 270 | Diese Orgel habe ich am 08.08.2006 gespielt.
© Dr. Gabriel Isenberg | Letzte Änderung: 07.05.2023.
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© Dr. Gabriel Isenberg, 2023